Die Wahrheit: Chatten mit Paul, Ringo und Pümpel
Die allerletzte Beatles-Single könnte nicht nur die Musikgeschichte, sondern auch die Kommunikation mit Emojis verändern.
J etzt ist doch tatsächlich eine letzte Beatles-Single erschienen. Das bedeutet, dass weltweit Werkverzeichnisse umgeschrieben, Beatles-Quizkarten erweitert und Karaoke-Sortimente verändert werden müssen. Aber als Beatles-Ultra freue ich mich natürlich. In einer dazugehörigen Kurzdokumentation erzählen die gebrochenen Stimmen von Paul und Ringo von der Entstehung.
Das erinnerte mich daran, dass ich die beiden längst bitten wollte, mir jeden Morgen ein Emoji zu senden, als Lebenszeichen, damit ich mir nicht immer so viele Sorgen um ihren Gesundheitszustand machen muss. Ringo könnte ein kleines Peace-Zeichen schicken, und Paul vielleicht ein Höfner-Bass-Emoji – Bass-Emojis gibt es ohnehin noch gar nicht, also wird es höchste Zeit. Schließlich veröffentlichen die Anbieter jedes Jahr neue Emojis, seit 2020 gibt es zum Beispiel das Pümpel-Emoji, mit dessen Einsatz ich bereits lange, aufregende Chats geführt habe.
Ich habe mir zudem angewöhnt, beim Führen dieser Chat-Gespräche mit überkreuzten Beinen zu stehen, und die Fußspitzen etwas nach innen zu drehen. So machen das junge Leute, es ist zwar etwas unbequem, aber was jugendlich wirkt, das ahme ich sofort nach. Weil es in meinem Alter und mit dementsprechend erlöschender Gehirntätigkeit gar nicht mehr so einfach ist, sich zum Beispiel das jugendliche Chat-Vokabular anzueignen, habe ich sogar begonnen, mir selbst Abkürzungen auszudenken, und sie bei Chats mit alten Menschen einzusetzen. Es kommt nie eine Nachfrage, meine Gesprächspartner:innen gehen wohl schlichtweg davon aus, dass ich selbst noch ziemlich jung sein muss, weil ich anscheinend ganz gut weiß, wo der Hase läuft.
„Wo der Hase läuft“ würde ich selbstredend nie ausschreiben, weil es nach 50ern klingt, aber WDHL kann man hervorragend einsetzen. Zum Abschied tippe ich oft „IHJA“, das ist die Abkürzung von „Ich hänge jetzt auf“, was umso lustiger ist, weil man ein Handy nicht aufhängen, sondern nur umhängen kann, eine ebenfalls jugendliche Mode, mich erinnert sie an Kindergartentaschen. Statt „Rofl“ schreibe ich gewöhnlich „IJEDH“ („Ist ja ein dicker Hund“). Und neulich habe ich einfach mal so aus Quatsch statt dem etwas unhöflichen „WTF!!“ ein „TTT!!“ probiert, aber das hat mein greiser Chatpartner sofort durchschaut, denn „Titel Thesen Temperamente“ ist genau in seiner Aufmerksamkeitsblase. Das nächste Mal schreibe ich „STD!!“, das ist eh nur für jüngere Menschen relevant, es bedeutet „Sexual Transmitted Diseases“.
Ich möchte Ringo und Paul natürlich nicht nerven. Aber falls sich aus dem Morgengruß doch mal ein kleiner Chat zwischen uns entwickeln sollte, bin ich gut gerüstet – ich habe jede Menge Abkürzungen drauf, und kann Dinge wie „FF“ („Fab Four“), „ABM“ („Analoge Bandmaschine“) oder „GBJ“ („Get Back Jojo“) einfließen lassen. Und falls bei Paul mal der Abfluss verstopft ist, weiß ich auch schon, was ich ihm schreibe.
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