Die Wahrheit: Mähne gegen Pläte
Riesenwirbel derzeit bei der Fifa und dem DFB: Gianni Infantino will wohl ran an Rudi Völlers Haare.
Es ist bekannt, dass der Fifa-Präsident Gianni Infantino an Imageproblemen leidet. Er neigt dazu, Fußballfunktionäre zu vergrätzen, die in ihrem Heimatland nicht offensiv genug für die Menschenrechte eintreten, und in finanziellen Dingen gilt er als übertrieben pingelig. Als in einer seiner Spesenabrechnungen kürzlich zwölf Schweizer Rappen überzählig waren, erstattete er sofort Selbstanzeige beim Steueramt des Kantons Zürich und berief eine Pressekonferenz ein, um den Vorfall zu klären.
Bislang hatte freilich niemand geahnt, dass Infantino auch mit seinem Äußeren hadert. Darauf deutet nun aber ein Brief hin, der in der DFB-Zentrale eingegangen ist. In Journalistenkreisen zirkulieren seit einigen Tagen Kopien davon.
In diesem Brief wird der Alt-Internationale Rudi Völler dazu aufgefordert, seinen Haarschopf mitsamt der Kopfhaut an Infantino abzutreten. Vorgenommen werden soll der operative Eingriff in einer Schönheitsklinik im schweizerischen Lausanne, und als Ersatz wird Völler die Transplantation der Kopfhaut Infantinos offeriert.
Der Ton des Briefs wirkt ungewöhnlich ruppig, wenn man bedenkt, dass Infantino sonst für seine ausgesuchte Höflichkeit berühmt ist. Das Mailänder Istituto per la Coltivazione delle Maniere Elevate („Institut zur Pflege der gehobenen Umgangsformen“) hat ihm letztes Jahr sogar die höchste Auszeichnung verliehen, eine Ehrennadel aus Platin mit 24 Brillanten. Umso verstörender nehmen sich die barschen Worte aus, mit denen Völler in die Klinik einbestellt wird.
Von Infantino liegt noch keine Stellungnahme zu dem Schreiben vor. Völler hüllt sich ebenfalls in Schweigen, und erwartungsgemäß mauert auch das Centre de Chirurgie Plastique in Lausanne: Über Operationen werde grundsätzlich keine Auskunft erteilt. Für die renommierte Society-Psychologin Patrizia Trarbach ist der Fall jedoch klar: „Mit Völlers Haaren will Infantino sich ein Stück Jugend zurückerobern“, hat sie gegenüber Bild erklärt. „Sie sind zwar mittlerweile grau, aber die Trendfarbe Grau ist sexy. Siehe König Charles oder Harrison Ford. Und es kommt hinzu, dass Menschen Haare als Symbol für Führungsstärke empfinden. Das war schon bei den alten Ägyptern so. Die Pharaonen haben sich alle mitsamt ihren Strähnchen mumifizieren lassen …“
Andere Experten zweifeln an der Echtheit des Briefs. Von der Redaktion der Lifestyle-Illustrierten Das neue Wochenend sei Infantino immerhin zum „Hottest Kahlkopf Alive“ gewählt worden, sagt Balthasar Peemöller, der Erotik-Beauftragte des Schweizer Bundesministeriums für Breitensport, Wellness und Skihüttenwesen. „Das ist zwar mehr als zwanzig Jahre her, aber damals hat Infantino auch schon ausgesehen wie Mitte fünfzig. Um es hier mal bildlich auszudrücken: Ein gestandenes Mannsbild wie er hat es nicht nötig, sich mit ‚fremden Federn‘ zu schmücken.“
Diese Ansicht vertritt auch Annemie Dirlwanger (74), die Vorsitzende des Gianni-Infantino-Fanclubs Kaufbeuren: „Es isch ja grad die Gladze, die wo den Gianni so unwiderschdehlich machd, dess man sich die Kleidr vom Leib reißa möchd! Wozu brauchd er da den Haarschobf vom Rudi Völlr?“
Ein graphologisches Gutachten der Europäischen Gesellschaft für Schriftpsychologie und Schriftexpertise e. V. hat indessen ergeben, dass Infantinos Unterschrift auf dem Briefbogen von ihm persönlich stammt – Irrtum ausgeschlossen. Doch ganz so einfach, wie der Fifa-Präsident sich das vorzustellen scheint, könnte das Tauschgeschäft (Mähne gegen Pläte) nicht über die Bühne gehen, denn Völler hat seine Frisur bereits in der Saison 1979/80 beim Patentamt angemeldet.
Formalrechtlich wäre Infantino daher gar nicht befugt, Völlers Haupthaar zu tragen. Mit potenziellen Tauschpartnern wie Helmut Markwort oder Udo Lindenberg wäre der Deal hingegen unkompliziert. Und auch Nichtprominente wünschen sich Infantinos Skalp: Nach inoffiziellen Berichten sind schon über zwei Millionen Bewerbungsschreiben bei der Fifa eingegangen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind