Proteste gegen Automesse: IAA soll blockiert werden
Sand im Getriebe und andere Initiativen kündigen Aktionen gegen die IAA in München an. Sie sehen Autokonzerne als „Profiteure der Klimakrise“.
FRANKFURT rtr | Kritiker der Autoindustrie bereiten Störaktionen und eine Großdemonstration gegen die Messe IAA Mobility Anfang September in München vor. Die Aktionsbündnisse Sand im Getriebe, No Future for IAA und SmashIAA planten, den Ablauf der Messe mit Aktionen des zivilen Ungehorsams zu stören, teilten die Initiativen am Mittwoch mit. Protestiert werde dagegen, „wie der Kapitalismus Autokonzerne zu Profiteuren von Klimakrise, neokolonialer Ausbeutung und Aufrüstung macht“. Eine gerechte, gute Mobilität für alle sei in Zeiten der Klimakrise möglich und absolut notwendig.
Schon bei den vergangenen beiden Automessen in München und Frankfurt hatten Klimaschützer mit Blockaden und Demonstrationen gegen die führende deutsche Industrie protestiert. Dass diese sich mit hohen Investitionen vom klimaschädlichen Verbrennungsmotor auf Elektroautos umstellt und CO₂-Neutralität anstrebt, überzeugt die Gegner nicht.
Ein reiner Antriebswechsel sei aufgrund eines umweltschädlichen Lithiumabbaus für die Batterien weder nachhaltig noch sozial gerecht, wie am Beispiel des Rohstofflandes Chile gezeigt werden solle.
Die IAA-Gegnerinnen und -Gegner planen dieses Mal ein Mobilitätswende-Camp vom 5. bis 10. September im Luitpoldpark in München, wo etwa 1.500 Teilnehmer zelten könnten. Für den 10. September ist eine Demonstration unter dem Motto „#BlockIAA!“ angekündigt, zu der auch Fridays for Future und Attac aufrufen.
Protesthochburg München
Die Klimaaktivisten der Letzten Generation – bekannt dafür, sich auf Straßen oder Flughafen-Rollfeldern festzukleben – sind seit dieser Woche in Regensburg und München aktiv. Sie wollen die bayerische Landeshauptstadt „wochenlang zur Protesthochburg machen“. Nach ihrer Ansicht soll ein Gesellschaftsrat ausgeloster Bürger anstelle der Regierung einen Plan erarbeiten, wie Deutschland zur Abwehr der Klimakrise bis 2030 ohne fossile Rohstoffe auskommt.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA), Veranstalter der IAA, hat der Letzten Generation angeboten, mit einem kostenlosen Stand als Aussteller in der Innenstadt teilzunehmen. Eine Antwort stehe noch aus, sagte ein VDA-Sprecher. „Wir wollen eine konstruktive Debatte mit einem Austausch von Argumenten.“ Fridays for Future und Greenpeace seien außerdem zur parallel laufenden Fachkonferenz eingeladen.
Leser*innenkommentare
Jörg Schubert
Ich denke, es wird viel zu viel radikal, moralisierend und zu qualitativ diskutiert. Was für den Klimaschutz zählt, ist aber Quantität. Jedes Gramm CO2-Emission ist derzeit 1,5 Gramm zu viel - übertrieben ausgedrückt.
Die "Ich will Spaß, ich geb Gas" - Mentalität gibt es nun mal. Schafft man es, dieses Verhalten in Richtung Elektromobilität mit "sauberem" Strom und "sauberer" Produktion zu kanalisieren, werden die Emissionen um ein vielfaches reduziert. Das lässt sich ganz einfach rechnen.
"Rechnen" scheint nirgendwo wirklich gefragt zu sein. Wie wäre es, wenn man mal die Lithiumproduktion gegen all die verseuchten und zerstörten Landschaften durch Kohle-, Öl- und Gasförderung aufrechnet. Das sieht nicht gut aus!
Und warum geht es immer nur um Autos? Warum kettet sich niemand mal vor ein Chemiewerk, das immer noch Wasserstoff aus billigem Ergas gewinnt? Warum blockiert niemand die Anlagen eines Ölkonzerns, der gerade neue Förderstätten erschließt?
So richtig jämmerlich ist die Diskussion um Heizungen. Ich bin gerade aus einem Urlaub in Dänemark zurückgekommen. Dort hängt quasi an jeder Fischerhütte ein Wärmepumpenmodul. Das Ganze wurde vor 10 Jahren von einer stockkonservativen Regierung durchgesetzt. Scheint ja nicht so schwer zu sein...