Verschwörungen unter Britney-Spears-Fans: Befreit Britney von „Free Britney“
Seit knapp zwei Jahren ist US-Sängerin Britney Spears frei – aber Teile der Free-Britney-Bewegung haben sich in Verschwörungstheorien verstrickt.
L etztens habe ich einen lustigen und treffenden Tweet gesehen, in dem eine Userin schrieb: „Ich möchte Taylor Swift danken, weil diese Verschwörungen das Einzige sind, was zwei Millionen weiße Frauen von QAnon abhält.“ Taylor Swift ist bekannt dafür, Easter Eggs, also kleine Hinweise auf zukünftige Projekte, in ihrem Content zu verstecken. Ihre Fans nehmen das zum Anlass, Emojis zu hinterfragen, Ausrufezeichen und Buchstaben zu zählen und jahrealte Fotos zu studieren, um darin vermeintliche Botschaften von Swift zu entdecken – es grenzt an Verschwörungserzählungen, ist ohne Frage aber ein besserer Zeitvertreib, als sich in QAnon zu verstricken.
Nicht nur Taylor-Swift-Fans sind so obsessiv beim Analysieren jeder Bewegung ihres Lieblings, sondern auch Britney-Spears-Fans, die dabei allerdings viel zu weit gehen. Diese Splittergruppe, die von der Free-Britney-Bewegung (damals federführend bei Britneys „Befreiung“) übrig geblieben ist, hat es sogar geschafft, auch mich etwas misstrauisch zu machen, obwohl ich für Verschwörungstheorien ansonsten gänzlich unempfänglich bin.
Auf TikTok werden Britneys Videos und Fotos genauestens überprüft, in dem Glauben, sie stünde immer noch unter der Vormundschaft ihres Vaters oder ihres Ehemanns Sam Asghari (oder beide steckten unter einer Decke), man habe Britney durch eine Doppelgängerin ersetzt oder gar durch KI.
Die Hochzeit mit Asghari sei ein Fake gewesen, ihre Vorderzähne stimmten nicht mit alten Fotos überein, und wirkt die Hand nicht gephotoshoppt, der Hintergrund wie ein Bluescreen? Gerade weil TikTok so ein visuelles Medium mit starken Algorithmen ist, kann das sehr schnell überzeugend wirken.
Übergriffiges Verhalten
Das Problem ist, dass diese Fans nicht nur beim Überanalysieren von Britney Spears Content bleiben, sondern dass einige von ihnen sogar mal die Polizei gerufen haben (911 in den USA), weil Britney sich mit einem Porsche 911 Carrera abgelichtet hat. Und spätestens da wird es übergriffig. Kürzlich hat ein langer Artikel im US-Magazine Vulture dargelegt, wie grenzüberschreitend einige aus der Free-Britney-Bewegung sind. Auch die Popsängerin selbst hatte sich dazu schon geäußert und darum gebeten, sie in Ruhe zu lassen. Inzwischen müsste es heißen: Befreit Britney von Free Britney!
Sicher, es ist auch im Fall dieser Menschen besser, sie werden zu BAnon, wie sie von einigen abfällig bezeichnet werden, als dass sie sich der rechtsextremen und antisemitischen Gruppe QAnon zuwenden. Aber anders als bei Taylor Swift, wo die Fans ähnlich obsessiv ihre Social-Media-Auftritte durchforsten, schaden die Britney-Fans ihrem Idol. Get a life, möchte man ihnen zurufen. Ich jedenfalls bin von meinen Verschwörungstheorien nachhaltig geheilt. Und bei allen noch offenen Fragen und Ungereimtheiten aus ihrem Leben hoffe ich einfach auf Britney Spears’ Autobiografie „The Woman In Me“, die Ende Oktober erscheinen wird.
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