Waldbrände in Griechenland: „Im Krieg mit dem Feuer“

Die griechische Feuerwehr kämpft mit den Flammen, die immer wieder außer Kontrolle geraten. Zahlreiche Orte mussten evakuiert werden.

Ein brennender Wald.

Großflächiger Waldbrand auf Rhodos am 22. Juli Foto: Argyris Mantikos/Eurokinissi/ap

ATHEN taz | Die Waldbrände toben. Auch der Montag, Tag sieben der verheerenden Flammen auf der Urlaubsinsel Rhodos, brachte keine Entspannung – im Gegenteil. Am späten Vormittag erreichte die Bewohner des Dorfs Gennadi auf deren Smartphones die Aufforderung, den Küstenort im besonders feuergeplagten Südosten von Rhodos sofort zu verlassen.

„Keiner ist mehr im Ort. Alle Bewohner sind evakuiert“, sagte Ortsvorsteher Stavros Akkouris der taz auf Anfrage, die Stimme heiser und hörbar erschöpft. „Wir versuchen, mit allen Mitteln zu verhindern, dass das Feuer die Ortschaft erreicht.“

Auch den Nachbarort Vati ließen die Behörden evakuieren. “Ab 9.15 Uhr haben plötzlich starke Winde eingesetzt, die zu einem Wiederaufflammen der Brandherde geführt haben“, erklärte Jannis Artopios, der Sprecher der griechischen Feuerwehr. „Im Dorf Asklepios ist es zu einem größeren Brandausbruch gekommen. Dieses Feuer bewegt sich auf Gennadi zu, zieht aber auch nordwärts.“ Sein Fazit: „Die Lage auf Rhodos bleibt an allen Fronten schwierig.“

Die Feuerwehrleute kämpften am Montag mit dem Wiederaufleben der Flammen in weiteren Gebieten der Insel bei den Orten Laerma, Apollon sowie Platania – alles gleichzeitig. Obendrein gab es vereinzelte Brandausbrüche in Richtung der Orte Malona und Masari. 266 Feuerwehrleute, 55 Fahrzeuge und 16 Wanderteams waren am Montag an den Löscharbeiten beteiligt. Außerdem warfen drei Hubschrauber und vier Flugzeuge Wasser aus der Luft ab.

Menschen lagern auf dem Boden eines Stadions, telefonieren, gehen zum Eingang, schauen sich hilfesuchend um

Touristen, die auf Rhodos vor den Bränden fliehen mussten Foto: ANE Edition/imago

Der Wind erschwert die Löscharbeit

“Die Lage ist sehr schwierig“, sagte auch Georgios Chatzimarkos, Chef der Region Südägäis. „Das größte Problem ist, dass sich die Winde ständig drehen. In jedem Moment kann irgendwo ein Brandherd entstehen oder wiederaufflammen.“

Doch nicht nur auf Rhodos brannte es am Montag weiter. Im Fokus standen drei weitere Regionen: die Urlaubsinsel Korfu, der Süden der Insel Euböa sowie Teile der Nordküste der Halbinsel Peloponnes. Auf Korfu wütete das Feuer im nordöstlichen Teil der Insel. Um das Feuer zu löschen, waren vor Ort 62 Feuerwehrleute mit 21 Fahrzeugen sowie drei Wanderteams im Einsatz. Zwei Hubschrauber und zwei Flugzeuge operierten aus der Luft. Bisher seien schätzungsweise 2.000 Hektar Land dem Feuer zum Opfer gefallen, sagte Georgios Machimaris, Bürgermeister von Nord-Korfu. Tendenz steigend.

Machimaris erhob schwere Vorwürfe. „Das war eine sehr gut organisierte Brandstiftung“, ist er sich sicher. „Ich habe gleichzeitig sieben Brandherde gezählt. Das kann kein Zufall sein“, so Machimaris. Fest steht: In der Nacht zu Montag bis in die frühen Morgenstunden wurden auf Korfu 2.466 Menschen evakuiert. Ein von der griechischen Küstenwache veröffentlichtes Video zeigt sogar einen Einsatz auf dem Meer, um die Menschen vor dem Inferno zu retten.

Großfeuer geraten außer Kontrolle

Auch in dem von immer wieder aufflammenden Waldbränden betroffenen Süden von Euböa wehten am Montag starke Winde. Insgesamt 77 Feuerwehrleute, 25 Fahrzeuge, drei Wanderteams und drei Flugzeuge waren hier vor Ort im Einsatz. Euböa wird zum wiederholten Male von einem Großfeuer heimgesucht. Ende Juli 2021 brannte tagelang der gesamte Norden von Euböa und richtete dabei einen immensen ökologischen und ökonomischen Schaden an.

In der waldreichen Region Aigialia auf der Halbinsel Peloponnes wurden am Sonntagabend das Dorf Trapeza sowie die Siedlung Kastro Aigialia evakuiert, weil ein Großfeuer auf einem nahe gelegenen Berg außer Kontrolle geriet. Die griechische Feuerwehr versuchte zu verhindern, dass das Feuer auf die üblicherweise stark frequentierte Autobahn von der Hafenstadt Patras nach Athen übergreift.

Dichte Rauchwolken erschwerten jedoch die Arbeit der Feuerwehrleute aus der Luft, da die Sicht durch die Rauchentwicklung sehr eingeschränkt ist. 99 Feuerwehrleute waren mit 35 Fahrzeugen und vier Wanderteams vor Ort im Einsatz.

Unterdessen hat sich der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis von der liberal-konservativen Partei Nea Dimokratia erstmals zu den Feuerkatastrophen im ganzen Land geäußert. „Dieser Manie der Natur ist keine Maßnahme gewachsen“, sagte er am Montag bei einer Rede im Parlament in Athen.

Mitsotakis führte die Waldbrände auf die „fortlaufenden Hitzewellen mit zugleich lokal starken Winden“ zurück. “Wir haben sicher noch drei schwierige Tage vor uns“, sagte er. Aber auch danach müsse man noch für Wochen gerüstet sein, warnte der Politiker. „Wir befinden uns im Krieg mit dem Feuer.“

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