Rassismus in Berlin: Berliner*innen entlarvt
Schüler*innen der Nelson-Mandela-Schule haben eine Straßenumfrage gemacht. Sie stießen auf große rassistische Vorurteile.
Diese Frage stellten sich die Achtklässler*innen Sophia, Richard und Kilian*, deren Nachnamen auf Wunsch der Eltern nicht genannt werden und die auf die Nelson-Mandela-Schule in Charlottenburg-Wilmersdorf gehen. Sie sollten im Bio-Unterricht ein soziales Experiment entwickeln und kamen auf das Thema Rassismus. An der inklusiven Schule sei das Thema viel besprochen worden, doch Rassismus gegenüber Menschen mit türkisch oder arabisch klingendem Namen sei der Wahrnehmung der Schüler nach bislang zu wenig vorgekommen.
Die Jugendlichen schrieben zwei Fassungen der Geschichte, die sich nur durch den Namen des Verdächtigen unterscheiden. Zu jeder Fassung befragten sie circa 500 weiß aussehende Menschen auf Berliner Straßen, die angaben, die deutsche Staatsbürgerschaft zu besitzen.
Im Anschluss an die Geschichte sollten die Befragten die Schuldigkeit des Verdächtigen beurteilen und anschließend eine Strafe vorschlagen, die ihnen angemessen erschien. Um das Projekt möglichst differenziert auszuwerten, gab es am Ende noch Fragen zur eigenen Person und politischen Denkweise der Befragten.
Unschöne Erfahrungen
Sophia berichtet, dass sie einige unschöne Erfahrungen bei der Befragung machen musste. Auf der einen Seite gab es Anfechtungen von Menschen, die sich selbst als rechtsextrem bezeichneten. Einer, berichtet sie, habe „seinen Ärmel hochgezogen und mir stolz sein Tattoo vom Hakenkreuz und anderen kritischen Symbolen gezeigt“.
Aber auch von Menschen, die sich als linksextrem bezeichneten, sei sie angeschrien worden. „Wir hatten eine Fangfrage“, sagt sie. „Sie lautete: Glauben Sie, dass Ihre Rasse besser als andere ist?“ Das Wort sei nicht politisch korrekt, so Sophia.
Aufgebaut auf den Antworten haben die Jugendlichen die Geschichten ausgewertet. Hierbei kam heraus, dass Ahmed generell, aber vor allem von rechtsextremen Menschen um ein Vielfaches mehr verdächtigt wurde. Auch seine Strafen fielen viel höher aus. Diese Art von Rassismus werde immer noch viel zu oft heruntergespielt, so die Schüler*innen.
Loki Bartels und Lore Kuchenbecker sind derzeit Schülerpraktikantinnen bei der taz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen