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kinotipp der wocheDas lange Warten

„Jewcy Movies“ zeigt jüdisches Leben quer durch die Genres, darunter verbotene Liebe jenseits des Kitschs und Familiengeschichten

Esther, Tochter orthodoxer Juden aus Frankreich, kommt beim Familientrip in Süditalien dem Obstbauern Elio langsam näher. Sie bekommt kaum noch Luft, ihre Eltern wollen eine arrangierte Ehe für sie. Wie es Stéphane Freiss in seinem Film „Where Life begins“ nun gelingt, aus diesem Stoff von der jungen Frau im Gefängnis aus Zwängen, keinen Kitsch zu fabrizieren, das ist ihm hoch anzurechnen. Ständig glaubt man, dass es endlich so weit ist und unter Italiens Sonne und mit Blick aufs Meer die Befreiung mit wenigstens einem Kuss besiegelt wird. Aber so leicht ist es dann halt nicht und man wartet und wartet auf das Happy End, das es so, wie man sich das vorstellt, einfach nicht geben wird.

Jewcy Movies – Jüdisches Filmfestival Berlin | Brandenburg, 13.–18. Juni, Programm: jfbb.info

„Where Life Begins“ läuft beim Jewcy Movies“-Filmfestival, bei dem es Filme aus aller Welt zu sehen gibt. Das kann in diesem Jahr auch Horror- und Queerfilm bedeuten. Oder Melodram. Für Eli in Ofir Raul Graizers Film „America“ ist Israel der Ort, den er vor allem mit schlimmen Erinnerungen verknüpft und dem er längst entflohen ist, um in den USA zu leben. Doch der Tod seines Vaters bringt ihn zurück in sein Elternhaus. Dorthin, wo er von seinem Vater, einem Militär, verprügelt und seiner Mutter Gewalt angetan wurde, bis diese sich umgebracht hat. Graizer verknüpft das grimmige Schicksal Elis mit einem Drama der Sonderklasse rund um den besten Kindheitsfreund und dessen Verlobter. Ein Stück verbotene Liebe schleicht sich ein und die Vermutung, dass Eli mit dieser Familiengeschichte sein Glück einfach nicht mehr finden kann. Andreas Hartmann

„America“ (R: Ofir Raul Graizer, IL/DE/CZ 2022), 14./15. 6.+ 17./18. 6. in versch. Kinos Foto: Laila Films

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