Schlussphase der Bundesliga: Den Abstieg kann Augsburg nicht
Für Union Berlin ist nach dem 0:1 beim FC Augsburg eine Qualifikation für die Champions League nicht abgeschrieben. Und der FCA bleibt drin.
Besungen und beklatscht wurden hinterher nicht nur die Gewinner des FC Augsburg, sondern auch die Verlierer des 1. FC Union Berlin. Aufmunternd sollte das wirken nach dem Rückschlag für die „Eisernen“, die in der Tabelle zwar weiterhin auf einem Champions-League-Platz stehen, aber die Chance verpasst hatten, diesen zu festigen. Umso mehr war es dem Anhang nach der 0:1(0:0)-Niederlage beim FCA durch Dion Beljos Tor (53.) ein Anliegen, die Mannschaft zu bestärken vor den verbleibenden drei Spielen gegen Freiburg, in Hoffenheim und gegen Bremen.
Weiterhin besteht für Union ja die gute Chance, sich erstmals in der Vereinsgeschichte für Europas Eliteliga zu qualifizieren. Nach dem Aufstieg 2019 hatten die Köpenicker ihre erste Saison in der Bundesliga auf Rang elf beschlossen. Kontinuierlich ging es danach mit den Abschlussplatzierungen sieben und fünf weiter nach oben, Abenteuer und stimmungsvolle Nächte im Europapokal inklusive. Diese haben sie sich nun wieder zum Ziel gesetzt, bestenfalls in der Champions League. „Wir haben nach wie vor die Chance, etwas Großes zu erreichen. Dafür werden wir Vollgas geben“, versprach Union-Stürmer Kevin Behrens.
Die rührendste Szene des Samstagnachmittags hatte sich aber vor dem Augsburger Anhang abgespielt. FCA-Torwart Tomas Koubek stand dort im Mittelpunkt, was in seinen fast vier Jahren im Verein nicht oft vorgekommen ist. Und wenn doch, dann eher wegen eines Malheurs. Diesmal aber wurde der 30 Jahre alte Vertreter des Stammkeepers und ehemaligen Union-Profis Rafał Gikiewicz wegen seines Beitrags zum ersten Sieg nach zuletzt sieben erfolglosen Versuchen gefeiert – und nebenbei auch für seine Turneinlage im Anschluss.
Nach einem Schubser seines Kollegen Elvis Rexhbeçaj hatte der fast zwei Meter große und massige Koubek eine filigrane Rückwärtsrolle mit anschließender Streckung aufgeführt. „Elvis hat mich ein bisschen gedrückt, also habe ich was von meiner Gymnastik gezeigt“, scherzte Koubek später. „Dann bin ich wirklich eine Katze und nicht Garfield.“
Jeffrey Gouweleeuw, FCA-Kapitän, über Torwart Tomas Koubek
Koubeks gute Laune hatte viel mit dem wahrscheinlich schon entscheidenden Schritt zum Klassenerhalt der Augsburger zu tun. Sechs Punkte beträgt ihr Vorsprung auf den Relegationsplatz vor den ausstehenden Spielen in Bochum, gegen Dortmund und in Mönchengladbach. Es müsste schon viel zusammenkommen, damit die 2011 aufgestiegenen Augsburger noch ihren Beinamen verlieren. Als die „Unabsteigbaren“ gelten sie ja längst, kurz vor ihrer 13. Saison hintereinander in der Bundesliga. Länger ununterbrochen spielen dort derzeit nur Bayern, Dortmund, Leverkusen, Wolfsburg, Gladbach, Hoffenheim und Mainz.
Freude über Ersatztorwart
Dass Koubek unter anderem wegen einer Rettungstat unter Zuhilfenahme des Pfostens nach einem Kopfball von Behrens besonders gefeiert wurde, sorgte für zusätzliche Freude beim FCA. „Der hat es nicht einfach gehabt in den letzten Jahren“, erinnerte Kapitän Jeffrey Gouweleeuw, „jeder gönnt ihm das.“ Seit Koubek im August 2019 für 7,5 Millionen Euro Ablöse von Stade Rennes verpflichtet worden war, ist er auf gerade einmal 34 Pflichtspieleinsätze gekommen.
Schnell galt der zwölfmalige Nationaltorwart Tschechiens als teurer Fehleinkauf. Rund zweieinhalb Jahre lang wurde er gar nicht mehr berücksichtigt. Erst im Oktober 2022 durfte Koubek wieder ran. Nun gelang bei seinem neunten Einsatz in Liga und Pokal der erste Sieg mit ihm. Danach so gefeiert zu werden, das sei „sehr schön von allen Leuten“ gewesen, sagte Koubek. Umso mehr begreift er seine derzeitigen Einsätze als Chance, sich für sein letztes Vertragsjahr bis Mitte 2024 als Stammkraft zu empfehlen.
Ob Koubek auf eine derartige Zukunft hoffen darf, scheint allerdings fraglich zu sein, zumal die Situation der Torhüter beim FCA insgesamt noch ziemlich offen ist. Gikiewicz trainiert derzeit nur individuell, eine Schulterverletzung, so heißt es. Zwei Bundesligaspiele fehlen dem 35-Jährigen noch, damit eine Klausel greift und sein Vertrag um ein Jahr verlängert wird.
Der Pole soll zuletzt aber auf zwei Jahre gedrängt haben. Zudem gilt der ablösefreie Mainzer Finn Dahmen, 25, weiterhin als Kandidat. Geschäftsführer Stefan Reuter hält sich alle Optionen offen. „Wir sprechen erst dann, wenn er die Spiele gemacht hat“, sagte er über Gikiewicz, „oder wenn es eben nicht klappen sollte, dann sprechen wir auch.“
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