: Mord an Burak seit 11 Jahren unaufgeklärt
Initiative erinnert mit einer Kundgebung an den Todestag und fordert Ergebnisse – Denkmal wurde wiederholt geschändet
Von Peter Nowak
Eine rote Kappe ziert die Plakate mit der Aufschrift „Burak unvergessen“. Dabei handelt es sich um die Lieblingskopfbedeckung von Burak Bektaş, der am 5. April 2012 auf offener Straße in Neukölln erschossen wurde. Zum 11 Todestag am 5. April 2023 lädt die Initiative für die Aufklärung des Mordes an Burak Bektaş um 17 Uhr zur Gedenkkundgebung unweit des Tatorts ein.
Mit der Kundgebung wollen die Antifaschist*innen auch ein Signal setzen gegen die weiterhin aktive rechte Szene in Neukölln. So haben unbekannte Täter vor knapp einem Monat das Denkmal für Burak Bektaş mit Hakenkreuzen beschmiert. Es ist nicht das erste Mal, dass das Denkmal auf diese Weise geschändet wird.
Die Schmiererei war laut Polizei von einem Passanten entdeckt worden. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt habe die weiteren Ermittlungen gegen die bisher unbekannten Täter aufgenommen.
An der Kreuzung Rudower Straße/Ecke Mövenweg erinnert seit 2018 ein Denkmal an Burak Bektaş. Es wurde zum 6 Todestag des jungen Mannes eingeweiht. Es ist ein erster Erfolg von Antirassist*innen und Antifaschist*innen, die seit 11 Jahren die Hintergründe von Bektaş Tod aufklären wollen. Auch heute sind noch viele Fragte offen, betont die Initiative. Ihre zentrale Frage lautet: Hatte der Mord einen rechten Hintergrund? Dafür sprechen viele Indizien, auch die Umstände der Bluttat.
Bektaş war mit drei Freunden auf der Straße im Gespräch, als ein ihnen unbekannter Mann vorbeikam und sofort das Feuer auf die vier Männer eröffnete. Zwei Männer überlebten schwerverletzt, für Bektaş kam jede Hilfe zu spät.
„Ein weißer Mann kam, schoss auf eine Gruppe von Jugendlichen mit Migrationsgeschichte und verschwand. Die Ermittlungsbehörden konnten bereits zu Beginn der Ermittlungen alle möglichen Mordmotive ausschließen, bis auf eins: Rassismus“, erklärt ein Mitglied der Initiative gegenüber der taz.
Seit dem Sommer 2022 versucht ein von Betroffenen erkämpfter Parlamentarischer Untersuchungsausschuss (PUA) die Serie rechter Anschläge und Straftaten in Neukölln im Zeitraum von 2009 bis 2021 aufzuklären.
Auch der Mord an Burak Bektaş sowie der Mord an Luke Holland im September 2015 sollen dort in den nächsten Monaten zum Gegenstand der Untersuchung werden. Der junge Brite Holland war am 20. September 2015 vor einer Kneipe von einen rechten Einzeltäter erschossen worden. Dieser hatte sich zuvor über darüber beschwert hat, dass in dem Lokal zu wenig deutsch gesprochen werde.
Trotz vieler Parallelen zum Mord an Burak Bektaş ist bis heute weiter offen, ob es sich dabei um den gleichen Täter handelt. Die Initiative will mit der Kundgebung verhindern, dass die Behörden den immer noch unaufgeklärten Mord ohne Ergebnis zu den Akten legen. „Mit uns wird es keinen Schlussstrich bei der Aufklärung geben“ betont die Initiative.
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