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Sensibilisierung für den AlltagWas tun bei Trans*­feind­­lichkeit?

Beleidigungen, Abwertungen und Angriffe auf trans* Personen können überall passieren. Fünf Handreichungen, wie man im Alltag reagieren kann.

Demonstrierende Transpersonen auf dem CSD in Berlin Foto: M. Golejewski/Adora

Am Frühstückstisch

Wenn Trans*­feind­lich­keit auftritt, sollten das auch cis Menschen benennen und trans* Personen unterstützen. Auch wenn keine trans* Personen anwesend sind, ist es wichtig, falsche Namen und Pronomen zu korrigieren und sich für Menschenrechte und geschlechtliche Selbstbestimmung einzusetzen.

Sonderausgabe zum 8. März 2023 – Anti-Antifeminismus

Warum beschäftigen wir uns in einem Dossier mit Antifeminismus? Schon in vielen Liedern wird besungen: „Know your enemy“. Oft ist Antifeminismus subtil. Wie wir ihn entlarven können, wird klar, wenn wir uns mit ihm auseinandersetzen: Welche Formen nimmt er an? Wer sind die Akteur*innen? Und wie können wir ihm begegnen? Alle Dossiertexte gibt es im Online-Schwerpunkt zum feministischen Kampftag.

Diese Aufgaben dürfen nicht allein an Menschen hängen, die Trans*­feind­lich­keit erfahren. Gerade im persönlichen Umfeld ist für trans* Personen Selbstreflexion darüber zentral, wann genug Energie für eine Auseinandersetzung da ist und wann diese eher belastend und nicht zielführend ist.

Im Internet

Trans*­feind­li­che Kommentare auf Social-Media-Plattformen werden genutzt, um trans* Personen sowie deren Un­ter­stüt­ze­r*in­nen in verletzende Diskussionen zu verwickeln. Dabei geht es nicht um den Dialog, sondern um die Verbreitung von diskriminierenden Inhalten.

Entscheidend ist, gezielt auf Kommentare zu reagieren, bei denen ein ehrliches Interesse besteht, und Personen mit wenig Vorwissen über Fehlinformationen aufzuklären. Positive Social-Media-Posts und unterstützende Kommentare können helfen, das Thema neu zu besetzen.

In Medien

Wenn ein trans*­feind­li­cher Beitrag in den Medien auffällt, ist es sinnvoll, diesen nicht per Link, sondern als PDF oder Screenshot zu versenden. Hohe Klickzahlen bestärken Redaktionen, erneut trans*­feind­li­che Inhalte zu verfassen. Für cis Menschen ist es wichtig zuzuhören, wenn trans* Personen Inhalte als trans*­feind­lich kritisieren. Mit Le­se­r*in­nen­brie­fen kann Kritik am Artikel zum Ausdruck gebracht werden. In schwerwiegenden Fällen kann gegebenenfalls auch Beschwerde beim Presserat eingereicht werden.

Auf der Arbeit

Die Intervention bei trans*­feind­li­chen Aussagen oder Verhaltensweisen im Arbeitskontext ist oft ausschlaggebend, wie trans* Personen das Betriebsklima wahrnehmen. Trans* Kol­le­g*in­nen sollten von unterschiedlichen Anlaufstellen wie dem Betriebsrat, Gleichstellungs- und Diversitätsbeauftragten unterstützt werden. Expertise von außen entlastet trans* Personen im Betrieb bei der Sensibilisierung des Arbeitsumfelds.

Auf der Straße

Auf der Straße ist es eine besondere Herausforderung, Trans*­feind­lich­keit gut zu begegnen. Cis Verbündete sollten auf trans* Personen, die beleidigt oder physisch angegriffen werden, zugehen und Unterstützung anbieten. Die Polizei sollte außer in akuten Situationen nicht ohne Einverständnis der gewaltbetroffenen Person kontaktiert werden. Falls die Polizei gerufen wird, kann der trans* Person Beistand geleistet werden, um gegebenenfalls auf Diskriminierung durch die Polizei zu reagieren. Manche Städte haben dafür LSBTI-Ansprechpersonen bei der Polizei.

Robin Ivy Osterkamp ist im Vorstand des Bundesverband Trans* e. V. und in der Lan­deskoordination für den Bereich trans* im Queeren Netzwerk Niedersachsen e.V. zuständig.

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4 Kommentare

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  • Ich bin sicher, dass man durch "korrigieren" eines "falschen" Pronomen, der rein rechtlich übrigens oft (noch) der richtige ist, eher das Gegenteil von mehr Akzeptanz erreicht. Wenn zum Beispiel eine offizielle oder inoffizielle Transfrau mit oder ohne Penis als er bezeichnet wird, sage ich eher sowas wie naja die Person versucht offensichtlich als Frau wahrgenommen zu werden und nennt sich Frau Angelika Müller, da gebietet es die Höflichkeit das zu übernehmen, meinst Du nicht?! Wenn der neue Nachbar Antoniniusius Kaker seinen Namen nicht mag und sagt "servus i bin da Toni, i mogs ned so formal", dann antwortest du doch auch nicht mit "ok Herr Antoniniusuius Kaker, ich nenne Sie trotzdem bei Ihrem richtigen Namen, nämlich Antoniniusuius Kaker, weil das ist nunmal Ihr Name, kommen Sie klar damit, Herr Kaker". Weil Du weißt das wäre sehr unhöflich und versaut die nachbarschaftliche Beziehung, da es provokant und auch respektlos ist. Übrigens: Warum so respektlos, eigentlich?

    • @Eva Kern:

      Jetzt wundere ich mich ja schon, warum sie "korregieren" und "falschen" so deutlich in Anführungszeichen setzen.

      Naja, ein rechtliches Pronomen gibt es ja ohnehin nicht.

      Und ja, wenn unsere Namen oder Pronomen korregiert werden hilft und das weit mehr als Leser:innenkommentare die von "offiziellen trans Frauen" (was soll denn eine offizielle trans Frau sein? Soll ich jetzt meine F64.0 Diagnose mit mir rumtragen oder was?), Penissen oder "versucht als Frau wahrgenommen zuwerden" reden.

      Wir lasen uns übrigens nur ungern von cis Personen erklären was uns denn helfen würde, genausowenig wie ich mir als Frau zB von cis Männern "My Body, My Choice" erklären lasse.

      Ihr Kommentar enthält jedenfalls genug transfeindliche Dogwhistles um als solcher erkennbar zu sein.

  • Bei einem Angriff auf einen Menschen nicht die Polizei zu rufen ist meiner Meinung nach der falsche Weg. Körperverletzungen sind Sache der Polizei und der Strafverfolgungsbehören.

    • @Klempner Karl:

      Wenn sie befürchtn müssen durch Polizist:innen weitere Diskriminierung, Gewalt und Traumatisierung rfahren zu müssen überlegen sie es sich zweimal ob sie die Polizei rufen, glauben sie mir.

      Und die Entscheidung darüber muss bei Betroffenen liegen, nicht bei ihrer Meinung.