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Lachen bis in die Träume

Gruppendynamisch vorlesen: „Prunk & Prosa“ nennt sich eine neue Lesebühne, die in der ufa-Fabrik ihren ersten Abend präsentiert hat

Von Marie-Sofia Trautmann

Es gibt Momente, in denen man nach der „Tagesschau“ denkt, nie mehr lachen zu können. Und dann gibt es Abende wie letzten Mittwoch, an denen KünstlerInnen einen so klugen und zugänglichen Humor auf einer kleinen Bühne in Berlin-Tempelhof in die Welt hinausschmettern, selbstbewusst, aber keinesfalls überheblich, originell, aber nie absurd, spöttelnd, aber nicht herablassend, an denen man lacht und lacht und lacht und danach sogar lustige Träume hat.

Prunk & Prosa, ein Kollektiv mit Christian Ritter, Eva Mirasol, Michael Bittner, Noah Klaus, Piet Weber und Tilman Birr, hat an diesem Abend debütiert. Alle Mitglieder sind schon auf den verschiedensten Bühnen, kleineren und größeren, mit Witz, Gesang, Satiren und Kurzgeschichten aufgetreten und haben sich nun in dieser Kombination mit neuem Namen zusammengefunden.

Zum Glück! Es lohnt sich, trotz Kälte und Dunkelheit durch den nach Sauerteigbrot aus der Bio-Bäckerei duftenden Innenhof der ufa-Fabrik zu irren und sich, mit eisigen Wangen und Händen, in Minuten von dem warmherzigen, intelligenten Humor dieser Gruppe aufwärmen zu lasen. Die ufa-Fabrik, dieses „Gesamtkunstwerk“ und seit Langem selbstverwalteter Kultur- und Lebensraum, bietet Prunk & Prosa im Kulturzentrum eine Bühne.

„Wir haben weder Kosten noch Mühen gescheut beziehungsweise gehabt“, wird am Anfang erklärt, und dann geht es los: vom Philosophieren über die deutsche Sprache und über Merkmale des Erwachsenseins hin zu Dialogen über enttäuschende Valentinstage und zu einer Buchrezension über ein nie erschienenes Buch – das Publikum ist begeistert, die KünstlerInnen auch.

Diesen Abend rekapituliert man kichernd in der U-Bahn nach Hause und auch, wenn man das nächste Mal bei seinen Eltern zum Kaffeetrinken eingeladen ist. Der Humor funktioniert, das merkt man dem heterogenen Publikum an, generationsübergreifend.

„Wir wollen das Konzept der Lesebühne, das schon lange in der Kulturszene in Berlin existiert, wiederentdecken. Bei aller Konkurrenz, die wir natürlich von Poetry Slam und Stand-up-Comedy haben, ist das einfach ein tolles Format, das uns Spaß macht“, erklärt Eva Mirasol, deren Einstiegssätze „Ich bin Ärztin. Das ist so etwas Ähnliches wie Arzt“ vielen taz-LeserInnen schon aus ihren Texten in der Berliner Szene bekannt sein wird.

Prunk & Prosa gelingt ihr Vorhaben. Die Abwechslung zwischen verschiedenen Humorstilen und Themen, Monologen und Dialogen, zwischen Musik und Text ermöglicht einen noch größeren Genuss bei jedem vorgetragenen Stück, als das bei einer One-Man-Show möglich wäre. Die Individualität der einzelnen KünstlerInnen wird durch die Gruppe unterstrichen und hervorgehoben, nicht verringert. Prunk & Prosa ist eine Truppe, die sich aneinander freut, sich aufmerksam zuhört, sich überraschen lässt vom anderen. Schon die Beobachtung der Gruppendynamik ist eine Freude.

Bei dem Klavierstück „Folge deinem Herzen“ (aber nicht, wenn es um Altersvorsorge geht!) und der Erklärung, warum Deutsche sich öfter einen spanischen Akzent zulegen sollten (Erinnerungen an sonnige Cocktail-Tage, bevor die Kinder kamen), ist das Publikum schließlich so im Lachrausch, dass man gar nicht richtig weiß, wohin mit sich, nachdem diese hoffnungsvolle Blase im besten Sinne des Wortes endet.

Obwohl – eigentlich klar, wohin: Am 15. März und 26. April ganz sicher wieder in die ufa-Fabrik, um neue Stücke von diesen sechs LebenskünstlerInnen zu hören und danach so glücklich U-Bahn zu fahren wie sonst selten.

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