WAS MACHT EIGENTLICH ... der Bahnhof Zoo?: Schon wieder beschimpft werden
Es gibt Augenblicke, die kann man nur als Erweckungserlebnis beschreiben. Für den ehemaligen taz- und heutigen Zeit-Redakteur Klaus Hartung war ein solches Erlebnis der Fall der Berliner Mauer. Deswegen fordert er nun den Fall des Bahnhofs Zoo.
Aber der Reihe nach: Kaum war die Mauer weg, erlebte Herr Hartung einen Phantomschmerz. Berlin hatte zwar eine City-West und eine City-Ost, aber keine Mitte. Das war schlimm, denn gleichzeitig entdeckte Herr Hartung, dass alle eine Mitte hatten: Siena, Madrid, selbst Moskau. Nur eben nicht Berlin. Dort nämlich stand der Palast der Republik, der Fernsehturm und noch allerhand anderes sozialistisches Mobiliar. Sollte man das hinnehmen?
Natürlich nicht, dachte sich Herr Hartung. Ganz im Zeichen der Erweckung machte er sich auf einen Kreuzzug im Namen der Mitte, beschimpfte alle, die seinem Glauben nicht folgten, als Ungläubige und Nostalgiker und war doch selbst die größte Nostalgiemaschine. Die Mitte, die Hartung vorschwebte, lag nämlich nicht unterm Alexanderplatz, sondern weit zurück in den 20er-Jahren.
Was das mit dem Zoo zu tun hat? Ganz einfach. Nachdem Bahnchef Mehdorn denselben zum Regionalbahnhof degradieren will, wittert die Nostalgiemaschine Morgenluft. Westen weg, Osten weg, ab durch die Mitte!
Nur, welche Mitte wähnen die Herren Hartung und Mehdorn am Lehrter Bahnhof? Ein überglaste Shoppingmall und ein Park vorm Kanzleramt? Phantomschmerz muss ziemlich weh tun. WERA FOTO: BAHN
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