Weihnachten für umme (5): Lachyoga am Blücherplatz
taz-Adventskalender: In der Amerika-Gedenkbibliothek darf es schon länger auch jeden Sonntag lauter werden. Ein guter Ort, um Neues zu entdecken.
Die taz Berlin sucht in Zeiten von Inflation und Energiekrise Türchen für Türchen nach Wegen, wie es ganz ohne Geld etwas werden kann mit dem ach so besinnlichen Fest.
Bibliotheken sind eigentlich Orte der Ruhe und Kontemplation, in denen man sich möglichst nur mit gedämpfter Stimme unterhält. Das gilt auch für die Amerika-Gedenkbibliothek am Blücherplatz in Kreuzberg. Nur nicht an den Sonntagen.
An diesen darf es ruhig mal etwas lauter sein. Der AGB-am-Sonntag-Klassiker, nämlich Lachyoga, findet trotzdem draußen auf der Wiese statt, weil bei so manchem brüllenden Lachen vielleicht sogar die Bücher aus den Regalen fliegen würden. Sich entspannen, tief einatmen und dann: einfach mal so richtig loslachen, auch wenn gerade niemand einen guten Witz gemacht hat, das probiert man unter Anleitung dann eben vor der Bibliothekstüre. Lachyoga, das nur nebenbei, soll übrigens total gesund sein.
Und es kostet auch nichts
Aber Moment mal: sonntags in die Bibliothek? Hat die da wirklich auf? Die AGB seit einer Weile schon. Immer von 10 bis 18 Uhr. Aber da das aktuelle Arbeitszeitgesetz eine Öffnung sonntags eigentlich nicht erlaubt, müssen Veranstaltungen angeboten werden. Und so hat sich die AGB an den Sonntagen zu einem Ort entwickelt, wo wirklich was los ist. Und kosten tun die ganzen Veranstaltungen natürlich auch nichts.
Neben Lachyoga wird es nächsten Sonntag beispielsweise einen Theaterworkshop geben. Oder man kann bei einer Lesegruppe teilnehmen und einen gemeinsam erarbeiteten Text diskutieren. Oder eine Weihnachtskarte basteln. Kinder haben außerdem die Möglichkeit, an einem Zeichenkurs teilzunehmen. Aktuell findet in der Sonntags-AGB mit Reflux sogar ein Festival für zeitgenössische elektroakustische Musik statt. Nächsten Sonntag werden in diesem Rahmen Werke von Komponisten wie Sean Meehan, Rainer Riehn und Jerome Noetinger aufgeführt. Das sind Namen, die vielleicht nicht so geläufig sind, aber genau das hat ja auch seinen Reiz. Und wo bekommt man sonst schon deren Musik zu hören?
Und das Lauschen ungewohnter Klänge passt schließlich gut zum gängigen Bibliotheksbesuch, bei dem es ja meistens auch darum geht, etwas Neues zu entdecken, und sei es nur ein Comic, den man noch nicht gelesen hat. Den kann man, wenn man dann schon mal in der AGB ist, am Sonntag übrigens auch gleich mitausleihen.
Nur die sonst übliche Beratung gibt es nicht in der Bibliothek am Blücherplatz. Diese anzubieten ist aufgrund des geltenden Arbeitszeitgesetzes nicht erlaubt.
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