Treffen von Joe Biden und Xi Jinping: Tanz um rote Linien
Washington und Peking stehen in der Taiwan-Frage wenig überraschend immer noch weit auseinander. Doch ist es gut, dass sie überhaupt miteinander sprechen.
Joe Biden wird gleich Xi Jinping die Hand schütteln Foto:
Alex Brandon/dpa
Aus Sicht der US-Regierung ist die Volksrepublik China „der einzige Konkurrent, der nicht nur die Absicht hat, die internationale Ordnung umzugestalten, sondern auch über die wirtschaftliche, diplomatische, militärische und technologische Macht verfügt, dies zu tun“. So heißt es in der US-Sicherheitsstrategie vom Oktober. Sie sieht in China die größte geopolitische Herausforderung der USA und unterstellt der Volksrepublik, zur führenden Weltmacht werden zu wollen. Umgekehrt sehen Pekings Strategen die USA als absteigende Macht, deren Ziel es sei, Chinas Aufstieg zu blockieren.
Unabhängig davon, für wie zutreffend man diese Analysen hält, ist zuletzt immer offensichtlicher geworden, dass beide Seiten jeweils ihre Strategie und Politik danach ausrichten. Steuern sie also auf einen unvermeidbaren Konflikt hin? Jein, lautet die erste Antwort, nachdem beide Präsidenten jetzt erstmals in Bali miteinander sprachen.
Im Vorfeld hatte das Erwartungsmanagement die Erfolgsaussichten möglichst tiefgestapelt, aber doch zumindest von US-Seite die Hoffnung ventiliert, das erfolgreiches Konfliktmanagement möglich sei. Wie zu erwarten, sind sich beide Präsidenten bei ihrem von Biden als „offen“ bezeichneten Austausch in der Taiwan-Frage nicht nähergekommen. Laut Weißem Haus prangerte Biden ein „zunehmend aggressives Vorgehen Pekings gegen Taiwan“ an. Umgekehrt warnte Xi laut chinesischen Staatsmedien Biden, in der Taiwan-Frage keine „roten Linien“ zu überschreiten.
Der US-Präsident hatte vor dem Treffen gesagt, es solle dem Austausch über jeweilige „roten Linien“ dienen. Dabei gleich Bewegung zu erwarten, zumal es für Peking in der Taiwan-Frage stets ums Eingemachte, sprich Innenpolitik geht, ist sicher völlig vermessen. Bewegung gab es hingegen beim Umgang mit dem russischen Krieg in der Ukraine. Hier hat Xi laut Biden jegliche Atomdrohungen verurteilt.
Das hörte sich in chinesischen Medien zwar nicht so klar an. Doch bleibt festzuhalten: Weitere Dialoge sind so wichtig wie nötig. Denn nur so lassen sich Spannungen abbauen.
Treffen von Joe Biden und Xi Jinping: Tanz um rote Linien
Washington und Peking stehen in der Taiwan-Frage wenig überraschend immer noch weit auseinander. Doch ist es gut, dass sie überhaupt miteinander sprechen.
Joe Biden wird gleich Xi Jinping die Hand schütteln Foto: Alex Brandon/dpa
Aus Sicht der US-Regierung ist die Volksrepublik China „der einzige Konkurrent, der nicht nur die Absicht hat, die internationale Ordnung umzugestalten, sondern auch über die wirtschaftliche, diplomatische, militärische und technologische Macht verfügt, dies zu tun“. So heißt es in der US-Sicherheitsstrategie vom Oktober. Sie sieht in China die größte geopolitische Herausforderung der USA und unterstellt der Volksrepublik, zur führenden Weltmacht werden zu wollen. Umgekehrt sehen Pekings Strategen die USA als absteigende Macht, deren Ziel es sei, Chinas Aufstieg zu blockieren.
Unabhängig davon, für wie zutreffend man diese Analysen hält, ist zuletzt immer offensichtlicher geworden, dass beide Seiten jeweils ihre Strategie und Politik danach ausrichten. Steuern sie also auf einen unvermeidbaren Konflikt hin? Jein, lautet die erste Antwort, nachdem beide Präsidenten jetzt erstmals in Bali miteinander sprachen.
Im Vorfeld hatte das Erwartungsmanagement die Erfolgsaussichten möglichst tiefgestapelt, aber doch zumindest von US-Seite die Hoffnung ventiliert, das erfolgreiches Konfliktmanagement möglich sei. Wie zu erwarten, sind sich beide Präsidenten bei ihrem von Biden als „offen“ bezeichneten Austausch in der Taiwan-Frage nicht nähergekommen. Laut Weißem Haus prangerte Biden ein „zunehmend aggressives Vorgehen Pekings gegen Taiwan“ an. Umgekehrt warnte Xi laut chinesischen Staatsmedien Biden, in der Taiwan-Frage keine „roten Linien“ zu überschreiten.
Der US-Präsident hatte vor dem Treffen gesagt, es solle dem Austausch über jeweilige „roten Linien“ dienen. Dabei gleich Bewegung zu erwarten, zumal es für Peking in der Taiwan-Frage stets ums Eingemachte, sprich Innenpolitik geht, ist sicher völlig vermessen. Bewegung gab es hingegen beim Umgang mit dem russischen Krieg in der Ukraine. Hier hat Xi laut Biden jegliche Atomdrohungen verurteilt.
Das hörte sich in chinesischen Medien zwar nicht so klar an. Doch bleibt festzuhalten: Weitere Dialoge sind so wichtig wie nötig. Denn nur so lassen sich Spannungen abbauen.
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Kommentar von
Sven Hansen
Auslandsredakteur (Asien)
Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin
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