Leck in französischem AKW: Kumulierte Zwischenfälle

Ein Leck im AKW Civaux belastet Frankreichs angespanntes Stromnetz. Mittelbar hat das auch Auswirkungen auf die Versorgungslage in Deutschland.

Ein AKW im Sonnenuntergang.

Sieht idyllisch aus, ist aber alt und gefährlich: AKW im französischen Civaux Foto: Stephane Mahe/reuters

„Keine Gefahr für die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung!“ Die als Beruhigung der Öffentlichkeit gedachte Erklärung der Vizedirektorin der französischen Strahlenschutzbehörde IRSN, Karine Herviou, zu einem Zwischenfall im AKW Civaux tönt wie Routine. Denn die zum Teil gealterten Reaktoren sind pannenanfällig. Der Grund für die offizielle Entwarnung ist ein Leck im Kühlsystem eines Reaktors in der französischen Anlage in der Nähe von Poitiers.

Konstatiert wurde das Problem am vergangenen Mittwoch, die Meldung der IRSN kam fast eine Woche danach. Betont wird, dass keine Radioaktivität freigesetzt wurde. Laut den vorliegenden Angaben war ein Verschluss des Kühlsystems undicht. Es sei das erste Mal, dass ein solches Problem beobachtet wurde. Die Reparatur und die nötigen Reinigungsarbeiten stellten keine besondere Schwierigkeit dar und würden voraussichtlich bloß „einige Tage“ erfordern.

Dennoch kommt dieser jüngste Zwischenfall ungelegen. Der Energiekonzern EDF wird von der Staatsführung gedrängt, so schnell wie möglich mit allen 56 Reaktoren den Vollbetrieb für die Wintermonate wiederaufzunehmen. Anfang November waren aber immer noch 24 wegen Wartung, Inspektionen oder Reparaturen abgestellt. Herviou bestätigte, dass sich „die Verzögerungen kumulieren“ und dass zahlreiche Reaktoren weiterhin für die Stromproduktion ausfallen werden.

Im vergangenen Sommer waren zeitweilig bis zu 32 Reaktoren außer Betrieb. Statt wie üblich Atomstrom exportieren zu können, war Frankreich daher gezwungen, zwei abgestellte Gaskraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen und Strom zu importieren. Das hatte zur Folge, dass Deutschland mit Strom aus Atom und Kohle zusätzlich zum eigenen Bedarf auch Frankreich mitversorgen musste.

Auf dem Höhepunkt dieser Energieversorgungskrise hatte Staatspräsident Emmanuel Macron verlangt, dass die französischen AKWs bis Anfang 2023 ihre volle Produktionskapazitäten erlangen. Zudem hat er für die ferne Zukunft einen massiven Ausbau der Atomenergie angekündigt und für 2035 sechs EPR-Reaktoren bestellt, weitere acht könnten später in Auftrag gegeben werden.

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