Engagement für ukrainische Geflüchtete: Allgemeines Wohlwollen
Zwei Studien zeigen: Die Einstellung gegenüber Geflüchteten aus der Ukraine ist positiv. Das äußert sich in der privaten Aufnahmebereitschaft.
Das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) untersucht in seiner am Donnerstag veröffentlichten Studie die private Unterbringung der Kriegsflüchtlinge in Deutschland. Demnach würden 80 Prozent von denen, die Menschen aus der Ukraine aufgenommen haben, das wieder tun. 82 Prozent erklärten, sie hätten gute Erfahrungen damit gemacht, Schutzsuchende bei sich zu beherbergen.
Für die Studie hat das Forschungsinstitut in Kooperation mit der Vernetzungsseite #UnterkunftUkraine bis Ende Juli mehr als 3.000 Personen befragt, die Geflüchtete unterbringen, das in der Vergangenheit getan hatten oder auf der Seite ihre Bereitschaft dazu erklärt hatten. Über die Hälfte der befragten Unterbringenden (58 Prozent) gab an, es sei ihr erstes Engagement im Bereich Flucht und Asyl gewesen.
44 Prozent der Studienteilnehmer:innen hatten ihr Inserat über #UnterkunftUkraine angeboten. Insgesamt haben sich laut der Studie zwischen März und September mehr als 150.000 Personen auf der Plattform registriert. Bis Ende September konnten so 49.000 Geflüchtete an private Unterkünfte vermittelt werden. Bei den aufgenommenen Personen handelte es sich fast ausschließlich um Frauen und Kinder.
Forderung nach Integration durch Bildung bleibt stark
Gleichwohl zeigt die Studie auch, was sich bei der privaten Unterbringung verbessern müsste: Teilnehmende wünschen sich mehr Austausch mit anderen, Unterstützung durch Checklisten oder Ähnliches zur Vorbereitung der Unterkunft und finanzielle Hilfen.
Auch das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in München (ifo) verzeichnet in einer ebenfalls am Donnerstag erschienenen Studie ein allgemeines Wohlwollen gegenüber den Geflüchteten aus der Ukraine. In der repräsentativen Umfrage vergleicht die Einrichtung die Zustimmung der Deutschen zur Integration durch Bildung für Geflüchtete im Jahr 2022 mit der im Jahr 2016.
58 Prozent der Befragten geben an, ukrainische Geflüchtete müssten sofort integriert werden. Das Recht auf sowie die Pflicht zu staatliche finanzierten Deutschkursen befürworten drei Viertel – ähnlich viele wie 2016.
Bildungsstand 2016 niedriger eingeschätzt
Der Unterschied zwischen 2016 und 2022 liegt demnach vor allem in der Einschätzung der schon vorhandenen Fähigkeiten von Geflüchteten, wenn sie nach Deutschland kommen. Dieses Jahr schätzt die Hälfte der Befragten den Bildungsstand der Schutzsuchenden als hoch ein. Zum Vergleich: 2016 waren es nur 23 Prozent. Ähnlich sieht es bei der Frage aus, ob die Geflüchteten den Fachkräftemangel verringern könnten: 2022 bejaht eine knappe Mehrheit das, 2016 war es gerade mal ein Drittel der Befragten.
Das ifo resümiert, die Einschätzungen der Bevölkerung zum Bildungsstand der Geflüchteten deckten sich mit den Annahmen von Fachleuten. Integration durch Bildung – etwa Sprachkurse – werde allerdings unabhängig von diesen Einschätzungen gewünscht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“