100.000 Menschen betroffen: Monsun flutet Afghanistan
Durch die Machtübernahme der Taliban ist Afghanistan international isoliert. Das erschwert die Katastrophenhilfe.
Die Tragödie begann schon während des schweren Juni-Erdbebens im Südosten des Landes, als der früher als sonst beginnende Monsun Zufahrtsstraßen für die Retter zerstörte. In dem von jahrelanger Dürre ausgetrockneten Land verwandelte er trockene Flussbetten in reißende Ströme und löste Erdrutsche aus.
Der Norwegische Flüchtlingsrat, eine seit Jahrzehnten in Afghanistan tätige Nichtregierungsorganisation, sprach bereits Anfang August von „nie dagewesenen Zerstörungen“ an kritischer Infrastruktur wie Straßen, Brücken, Weizenmühlen, Kliniken und Schulen.
Experten sagen, die Hitzewelle der vergangenen Monate in Südasien habe mächtige Niederschlagswellen erzeugt, die vom Indischen Ozean über den Subkontinent zogen. In den sozialen Medien ist ein Video aus dem Dorf Duab in der Provinz Wardak zu sehen, etwa eine Autostunde südwestlich der Hauptstadt Kabul, das vor einer Woche bereits zum dritten Mal überflutet wurde.
Wie umgehen mit den Taliban?
Die seit einem Jahr herrschenden Taliban baten um internationale Hilfe und beriefen am Donnerstag in Kabul eine Geberkonferenz ein. Doch ihre Machtübernahme hat Afghanistan isoliert. Vereinte Nationen und Nichtregierungsorganisationen leisten zwar Soforthilfe, langfristige Entwicklungshilfe für Afghanistan wurde aber zur Sanktionierung der Taliban gestrichen.
Der globale UN-Koordinator für humanitäre Hilfe, Martin Griffiths, fordert allerdings von den Geberländern, die Unterstützung wieder aufzunehmen. Aber: Auch die Taliban müssten sich dafür bewegen, so Griffiths. Die halten sich bisher nämlich zur konkreten Verwendung ihres nach eigenen Angaben 2,6 Milliarden US-Dollar betragenden Jahresbudgets bedeckt.
Auch Assem Mayar, afghanischer Spezialist für Wassermanagement, beklagt den Stopp der internationalen Entwicklungshilfe, durch den 32 Projekte zur Minderung von Klimawandelfolgen in Afghanistan ausgebremst worden seien. Immerhin, so Mayar zur taz, liefen Gespräche zu ihrer Wiederaufnahme zwischen der nun von den Taliban kontrollierten afghanischen Nationalen Umweltschutzbehörde und der Global Environment Facility, einem multinationalen Fonds zur ökologischen Unterstützung von Ländern des Globalen Südens.
Afghanistan steht aber auch vor der Herausforderung, Expertise bei der Anpassung an den Klimawandel wieder aufzubauen. Durch die Massenflucht vor den Taliban ist diese erheblich geschrumpft.
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