Krieg in der Ukraine: Lichtenberg hebt Odessa aufs Schild
Berliner Bezirke sollen Straßen nach Orten in der Ukraine benennen, wünscht sich die Regierende Bürgermeisterin Giffey. Ein Anfang ist gemacht.
Die Benennung geht auf einen Wunsch von Franziska Giffey an die Bezirke vom Juli zurück. Diese sollten Straßen und Plätze nach Orten in der Ukraine benennen, die besonders stark vom Krieg betroffen sind. Auf diese Weise könne Berlin, so die Regierende, ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit der Ukraine setzen. Giffey konnte nur um die Umbenennung bitten, denn über Namen für Straßen und Plätze entscheiden die Bezirke.
Lichtenberg hatte diese Bitte als erster Bezirk aufgegriffen. Weil der Platz bisher keinen Namen trug, war der bürokratische Aufwand einfach: Die Bezirksverordneten mussten nicht beteiligt werden; kein Anwohner muss Visitenkarten, Briefkopf oder den Adresseintrag im Ausweis ändern. Ob andere Bezirke auch ukrainische Namen für Straßen und Plätze planen, ist bislang unklar.
Odessa stehe für den Kampf um die Freiheit der Ukraine und ein demokratisches und freies Europa, heißt es in einer Mitteilung des Bezirksamtes Lichtenberg. Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke) will mit der Benennung des Platzes „im Zentrum von Karlshorst“ ein „weiteres sichtbares Zeichen der Solidarität mit der Ukraine setzen. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine bewegt uns sehr“. In der Nähe leben zudem viele Familien, die ukrainische Flüchtlinge in ihre Wohnungen aufgenommen haben.
„Fantastische Initiative“
Oleksandra Bienert von der Allianz ukrainischer Organisationen sprach von einer „fantastischen Initiative“. Sie lobt auch, dass Lichtenberg eine Ukraine-Koordination einrichtet, „womit der Bezirk ein Vorbild in Berlin darstellt“.
Einen Tropfen Wasser will Bienert dennoch in den Wein gießen: Sie wünscht sich, dass der Platz nach dem „richtigen ukrainischen Namen dieser Stadt“ genannt wird. Der laute Odesa, mit nur einem S, schreibt Bienert auf ihrer Facebookseite. Odessa mit zwei S sei hingegen, so die junge Frau, in der deutschen Sprache aus dem Russischen abgeleitet worden. „Dies hat direkt mit der russischen imperialistischen Vergangenheit zu tun, die nicht vergehen will. Bitte übernehmen Sie nicht mehr russische Namen der ukrainischen Städte.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Steinmeiers Griechenland-Reise
Deutscher Starrsinn
Kränkelnde Wirtschaft
Gegen die Stagnation gibt es schlechte und gute Therapien