Ex-Basketballer Rodman will zu Putin: Experte für Diktatoren

Seit fast 200 Tagen sitzt US-Basketballspielerin Britany Griner in einem russischen Gefängnis. Nun will Ex-Profi Dennis Rodman vermitteln.

Dennis Rodman mit verschränkten Armen, Sonnenbrille und Basecap

Meint, das nötige Wissen für seine Friedensmission mitzubringen: Dennis Rodman Foto: Kim Kwang Hyon/dpa

Seit 189 Tagen sitzt Brittney Griner nun in einem russischen Gefängnis. Alle diplomatischen Bemühungen, die Basketballspielerin zurück in ihre Heimat USA zu bringen, sind bislang gescheitert. Aber Henry Kissinger ist in Rente, und von Madeleine Albright hat man schon länger nichts mehr gehört, also muss ein anderer sagenumwobener Diplomat in die Bresche springen. „Ich habe die Erlaubnis, nach Moskau zu reisen, um diesem Mädchen zu helfen“, verkündete Dennis Rodman am vergangenen Wochenende in einem Fernsehinterview. „Ich werde versuchen, noch diese Woche zu fliegen.“

Vom wem genau er die Erlaubnis bekommen hat, sich auf diplomatische Mission nach Russland zu begeben oder ob er dort überhaupt empfangen wird, solche Bagatellinformationen blieb der exzentrische Rodman zwar schuldig. Aber hey: Die Situation ist dermaßen bizarr, da wäre die Beteiligung des mittlerweile 61-jährigen Enfant terrible nur folgerichtig.

Griner, zweimalige Olympiasiegerin, zweimalige Weltmeisterin und mit UGMK Jekaterinburg dreimalige russische Meisterin, ist zum Spielball geworden im Konflikt zwischen den Großmächten Russland und USA. Die 31-Jährige wurde am 4. August zu neun Jahren Gefängnis verurteilt für den Besitz von weniger als einem Gramm THC-Öl, für das sie in den USA eine Erlaubnis aus medizinischen Gründen besitzt.

Die höchsten Instanzen sind mittlerweile mit dem Fall beschäftigt, US-Präsident Joe Biden nannte das Urteil „inakzeptabel“ und Außenminister Antony Blinken hat sogar einen Austausch für den in den USA verurteilten russischen Waffenhändler Wiktor But angeboten, der den klangvollen Spitznamen „Kaufmann des Todes“ führt. Die Russen wollen aber wohl lieber den Geheimdienstmitarbeiter und Auftragsmörder Wadim Krassikow zurückhaben, der allerdings in Deutschland einsitzt. Doch die deutschen Behörden haben signalisiert, dass sie sich auf solch einen Deal nicht einlassen wollen.

Fünf Mal in Nordkorea zu Gast

Dass Dennis Rodman sogar mehrere Spitznamen trägt, darunter „The Worm“ und „Dennis The Menace“, also „Die Bedrohung“, dass er bereits zu seiner aktiven Zeit, in der er fünf NBA-Titel gewann mit den Detroit Pistons und den Chicago Bulls, gern mal einen Joint durchzog und seitdem verschiedene Male wegen Trunkenheit verhaftet worden ist, scheint ihn davon überzeugt zu haben, dass er qualifiziert sein könnte, die Freisetzung Griners in die Wege zu leiten.

Es wäre tatsächlich auch nicht die erste diplomatische Mission, auf die sich der ehemalige Defensiv-Spezialist mit den häufig wechselnden Haarfarben macht. Von 2013 bis 2017 reiste er als selbsternannter „Friedensbotschafter“ gleich fünf Mal nach Nordkorea und kuschelte dort mit dem ortsansässigen Basketballfan und Diktator Kim Jong-un. Auch in Russland hat Rodman schon Erfahrungen gesammelt: 2014 besuchte er auf Einladung des ehemaligen Karatekämpfers Wladimir Putin das Land und bezeichnete den russischen Präsidenten dankbar als „cool“. Eine Erfahrung, die ihn nun zu der Einschätzung brachte, er „kenne Putin ziemlich gut“.

Ob es nun schlechte oder vielleicht doch gute Nachrichten für Griner sind, dass sich nun ausgerechnet Rodman aufmacht, sie zu befreien, das wird sich zeigen müssen. Zwar zitierte der US-Sender NBC einen anonymen US-Regierungsmitarbeiter, dass „alles, was nicht über offizielle Kanäle stattfindet, eher hinderlich sein dürfte“. Aber während die Verhandlungen über den Austausch von Griner stagnieren, hat Rodman durchaus Erfolge vorzuweisen.

Der einst in Nordkorea inhaftierte Kenneth Bae glaubt, Rodmans Reisen zu seinem Kumpel Kim hätten die Aufmerksamkeit auf seinen Fall gelenkt und zu seiner späteren Freilassung beigetragen. Allerdings hatte der Ex-Basketballer während einer jener Reisen verlauten lassen, der evangelikale Missionar sitze zu Recht im Gefängnis. Ob Rodman damals Kim und die ganze Welt geschickt hinters Licht führte? Hat er nun einen ebenso vertrackten Plan, um Brittney Griner zu befreien? Was führt „Der Wurm“ wirklich im Schilde? Bleiben sie gespannt, Fortsetzung folgt …

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