Uferpromenaden am Hauptbahnhof eröffnet: Viel Wasser, wenig Grün
Der Humboldthafen soll zum Verweilen einladen. Er lockt mit vielen Sitzgelegenheiten, doch gleichzeitig fehlt es an Schatten.
Diese Sitzgelegenheiten verteilen sich entlang der neuen Uferpromenaden. Von den Bahnsteigen tönen Durchsagen herüber, und immer wieder brausen Züge über die Humboldthafenbrücke, die das trichterförmige Hafenbecken an der Einfahrtstelle überspannt.
Nach Willen des Senats soll der Humboldthafen ein „neuer und attraktiver Freiraum“ mitten in der Stadt werden. Mit der offiziellen Eröffnung der Uferpromenaden an diesem Montag ist das Hafenbecken nun direkt vom Hauptbahnhof erreichbar. Noch allerdings sieht vieles hier nach Baustelle aus: Neben den Treppen und Rampen, die zur Promenade führen, stehen Bagger und Materialien für die Baustelleneinrichtung der S21.
Auf der anderen Seite – am östlichen Ufer – umschließen Bauzäune eine Brachfläche. Dahinter bieten die dunklen Klinkerbauten des Charité-Campus einen Kontrast zu den austauschbaren Wohn- und Bürogebäuden rund um den Hauptbahnhof, die auch die Nordseite des Hafenbeckens dominieren.
Geschichtsträchtiger Ort
Seit 2014 wurden die Uferpromenaden schrittweise angelegt, teilweise zeitgleich mit dem Bau der angrenzenden Häuser. Die Kosten betragen insgesamt 6 Millionen Euro, die aus der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme „Hauptstadt Berlin – Parlaments- und Regierungsviertel“ stammen. Damit soll dem geschichtsträchtigen Ort wieder Leben eingehaucht werden: Der Humboldthafen ist das älteste Hafenbecken im Zentrum Berlins.
Die noch erhaltenen Strukturen – Kranpodeste und Uferwände – stehen unter Denkmalschutz. Nach der Fertigstellung 1859 gab es im Hafen zehn Kräne und die einzige öffentliche Lagerhalle Berlins. Mit der Eröffnung des Osthafens bei Stralau 1913 und des Westhafens bei Plötzensee zehn Jahre später wurde der Humboldthafen unwichtiger.
Ehemaliges Grenzgebiet
Während der Teilung Berlins verlief die Grenze durch den Hafen: Das Westufer gehörte zum Westteil der Stadt, während die Wasserfläche schon Ost-Berlin war. Am östlichen Ufer befanden sich die Grenzanlagen der DDR.
„Mit den Uferpromenaden schaffen wir öffentliche Räume, die wegen ihrer Nähe zum Wasser eine hohe Aufenthaltsqualität haben“, sagte Bausenator Andreas Geisel (SPD) am Montag zur Eröffnung. „Ich bin sicher, dass die Menschen diesen Ort gut annehmen werden.“
Nähe zum Wasser ist dazu allerdings kein ausreichendes Kriterium: Besonders für Hitze könnten es ein paar Bäume mehr sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation