Legendärer Jugendclub in Berlin: Kernaufgabe Krach machen
Das Jugendzentrum Drugstore feiert seinen 50. Geburtstag – doch das Kollektiv ist wütend, weil es immer noch keine geeigneten Räume gibt.
„Ja, wir machen eine Veranstaltung“, sagt er und holt ein paar Poster aus dem Haus. „50 Jahre SSB e.V.“ steht auf dem Plakat. Zum SSB e.V., dem Verein für „sozialpädagogische Sondermaßnahmen Berlin“ gehören das älteste selbstverwaltete Jugendzentrum Drugstore und auch das Tommy-Weisbecker-Haus.
Das sind Instanzen linker Subkultur in Berlin. „Das Drugstore arbeitet seit September 1972 unter einem Randgruppenkonzept, das vorsieht, jungen Menschen die kollektive Erfahrung und Veränderung ihrer Lebenssituation zu ermöglichen“, heißt es auf der Website des Vereins. Das Tommy-Haus wurde vom Drugstore 1973 besetzt und hat mittlerweile offizielle Verträge. „Wir sind aktuell relativ safe“, meint Roy, „der Senat lässt uns noch mindestens 10 Jahre in Ruhe“.
Keine Räume zum Feiern
Für das Drugstore hingegen ist die Situation weiterhin beschissen. 2018 liefen die Verträge in der Potsdamer Straße 180 aus, nachdem die Hauseigentümerin das Haus an ein Investorenkonsortium veräußerte.
Domi ist seit 2007 im Drugstore aktiv. Sie nervt, dass es „immer noch keine Räume für die anstehende Feier gibt“. Das Drugstore ist seit Kündigung der alten Räumlichkeiten Ende 2018 „im Exil“. Eik Schiljun vom Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg stellte zuletzt einen Umzug ab Mitte September in Aussicht.
Dem Jugendzentrum wurden Räumlichkeiten in der Potsdamer Straße 134–136 zugesagt, die allerdings nicht für Konzerte geeignet sind. „Krachmachendürfen“ sieht das Drugstore aber als eine seiner Kernaufgaben. Deswegen sind sie nun teils im Rockhaus Lichtenberg. Allerdings sind auch in diesem Gebäude noch Umbauten notwendig, bevor es genutzt werden kann.
Die Potse, damals im gleichen Haus wie das Jugendzentrum Drugstore beheimatet, wehrte sich gegen die Räumung und besetzte die alten Räumlichkeiten über zwei Jahre. Nach zähem Ringen mit dem Bezirk habe es eine Zusage inklusive einer Lärmschutzsanierung für die Zollgarage auf dem Tempelhofer Feld gegeben. Doch auch für die Potse verzögern sich die nötigen Arbeiten seit 2021.
„Haus der Jugend“ gefordert
Das Kollektiv fordert, dass die dringend benötige, selbstverwaltete Jugendarbeit endlich wieder aufgenommen werden kann. Außerdem müssen die Pläne für den Neubau „Haus der Jugend“ vorankommen. Diese seien mit dem Bezirk bereits besprochen. Doch selbst für den scheint es verdammt schwer zu sein, in Berlin eine passende Fläche zu finden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Die Regierungskrise der Ampel
Schnelle Neuwahlen sind besser für alle
Angriffe auf israelische Fans
Sie dachten, sie führen zum Fußball
Bilanz der Ampel-Regierung
Das war die Ampel
Trumps Wahlsieg und Minderheiten
So wie der Rest
Israelische Fans angegriffen
Gewalt in Amsterdam
Die Grünen nach dem Ampel-Aus
Grün und gerecht?