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Zu hürdenreich zum Mitspielen

Der Bremer Sozialverband fordert, dass mehr Spielplätze barrierefrei werden sollen. Die Stadt findet das zwar auch, doch verweist darauf, schon deutlich mehr Geld zu investieren

320 öffentliche Spielplätze gibt es in Bremen – nur rund 180 davon haben ein barrierefreies Gerät wie hier in Duisburg Foto: Christophe Gateau/dpa

Von Hannah Reupert

Der Bremer Sozialverband (SoVD) fordert von der Stadt mehr Mittel für den Ausbau barrierefreier Spielplätze. Fast die Hälfte der Spielplätze sei überhaupt nicht barrierefrei: Von rund 320 öffentlich zugänglichen Spielplätzen hätten nur rund 180 mindestens ein barrierefreies Spielelement. „Das reicht nicht aus“, sagt nun Klaus Möhle, der im Vorstand des SoVD sitzt. Er betont die Wichtigkeit von Spielplätzen als soziale Begegnungsstätte für Kinder.

Auch der Bremer Landesbehindertenbeauftrage Arne Frankenstein ist der Ansicht, dass Kinder mit und ohne Behinderung ihre Lebenswelten in der Freizeit teilen sollen. Schließlich ist Inklusion auch schon in der Kita und Schule rechtlich verpflichtend. Wenn es nachmittags aber zusammen zum Spielplatz geht und das Angebot dann nicht gleichberechtigt genutzt werden kann, sei das ein Widerspruch.

Auf dem Spielplatz meint Gleichberechtigung etwa: Brücken und Rampen sollen breit genug für Rollstühle sein und es sollte auch Nestschaukeln für Kinder geben, die nicht ­allein sitzen können.

Frankenstein betont, dass barrierefreie Spielplätze nicht nur die Kinder betreffen, sondern auch die Großeltern und Eltern, die nicht der leichtfüßigen Norm entsprechen. „Wenn ich als Papa im Rollstuhl auf einem Spielplatz unterwegs bin, wird es problematisch, wenn es nur Sandflächen gibt“, sagt Frankenstein. So komme der Vater nicht an Schaukel oder Rutsche heran.

Dabei gibt es längst Richtlinien zur barrierefreien Gestaltung. Sie geben etwa vor, dass bei Sanierungen und Umbauten von Spielplätzen die Barrierefreiheit geprüft werden muss.

„Bei der Entwicklung von Spielplätzen gibt es tolle Ideen für gestalterische Elemente, aber die Barrierefreiheit wird zu spät mitgedacht“, sagt Frankenstein. Daher brauche es einen eigenen Finanztopf, um systematisch Barrieren abzubauen: „Das wäre zumindest ein gutes Signal“, sagt Frankenstein.

Peter Schraml ist Architekt und betreibt das Architekturbüro „Massstab Mensch“, das Kommunen zu Barrierefreiheit und Sicherheit auf Spielplätzen berät. Er bemängelt die fehlende Vielfalt der Spielplätze: Die Geräte sollten nicht zwingend für alle Personen gleichermaßen nutzbar sein, es müsse vielmehr eine Vielfalt auf Spielplätzen sein, sodass je­de*r ein Spielgerät für sich finden kann.

Schraml entwickelt derzeit eine Inklusionsmatrix gemeinsam mit dem Normungsarbeitskreis für Spielplatzgeräte. „Wir haben den Spieß umgedreht und uns nicht auf die Behinderung konzentriert, sondern auf die unterschiedlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die jeder Mensch hat“, sagt Schraml. Aus diesem Gedanken entsteht derzeit ein Leitfaden, der bei inklusiven Spielplätzen berücksichtigt werden soll.

Ein barrierefreies Spielgerät macht den Spielplatz noch lange nicht inklusiv

Der Fehlgedanke sei meist: Es reicht aus, einfach ein spezielles Gerät auf den Spielplatz zu stellen und dann zu denken, er sei inklusiv. Dabei seien Spielplätze oft auch noch wie ein Sportplatz angelegt. „Spielen ist aber ohne Selbstzweck“, sagt er.

Ein Sprecher des zuständigen Bremer Amts für Soziales erklärt, dass das Amt bei den Neusanierungen der Spielplätze auf größtmögliche Barrierefreiheit achtet. Allerdings sei die komplette Barrierefreiheit nicht sofort umsetzbar. Das jährliche Budget für die Sanierung und Neugestaltung von Spielplätzen sei aber massiv ausgeweitet worden – von 325.000 Euro für das Jahr 2016 auf nun 1,5 Millionen pro Jahr. Diese Summe zu erreichen sei ein großer Erfolg.

Notwendig sei das aufgestockte Budget auch deshalb, weil Nachholbedarf besteht: Barrierefreiheit habe früher generell im öffentlichen Raum zu wenig Beachtung gefunden. Ziel der Bremer Strategie für Inklusion auf Spielplätzen sei die Schaffung multifunktionaler Elemente, die für alle nutzbar sind.

Das hält Frankenstein für richtig: Ein Angebot, das verschiedene Gruppen nutzen können, sei optimal – nicht dagegen ein Sonderbereich, so Frankenstein, „wo die behinderten Kinder hin müssen“. Es geht um gleichberechtigte Teilhabe. Ein gutes Beispiel sei die mit dem Rollstuhl unterfahrbare Sandspielgelegenheit, die direkt an den großen Sandkasten angrenzt, sodass alle Kinder sich gemeinsam beteiligen können.

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