EZB-Prüfung von Europas Geldinstituten: Banken bestehen Klimatest nicht
Europas Geldhäuser sind schlecht auf die Erderwärmung eingestellt. Die EZB sieht Risiken in Milliardenhöhe. Nur: Folgen hat der Test für die Häuser nicht.
![Frankfurter Skyline mit Mond. Frankfurter Skyline mit Mond.](https://taz.de/picture/5662538/14/30407401-1.jpg)
Europas Banken sind laut Stresstest noch längst nicht klimaresistent. Laut EZB drohen ihnen infolge einer Zunahme von Naturkatastrophen sowie tiefgreifenden Veränderungen in vielen Branchen im Zuge des Umbaus hin zu einer grüneren Wirtschaft Verluste von mindestens 70 Milliarden Euro. In diese Kalkulation wurden allerdings nur die größten 41 der 104 untersuchten Banken einbezogen.
65 Prozent der geprüften Institute schnitten insgesamt im Test schwach ab und wiesen laut Aufsehern „erhebliche Einschränkungen bei ihren Stresstestfähigkeiten“ auf. 60 Prozent der Banken haben keine Regeln, mit denen sie eigene Stresstests durchführen können.
Dazu kommt, dass nur 20 Prozent Klimarisiken bei ihrer Kreditvergabe überhaupt berücksichtigen. Bemerkenswert ist auch, dass fast zwei Drittel der Erträge der Geldhäuser von Unternehmen aus dem Nicht-Finanzsektor treibhausgasintensiven Branchen entstammen.
Keine Konsequenzen für die Banken
Die EZB hatte bewertet, wie gut sich die Banken bislang auf den Klimawandel vorbereitet hatten. Dabei ging es erstens darum, wie die Banken ihre Fähigkeit, auf den Klimawandel zu reagieren, selbst einschätzen können. Zweitens, in welchem Maße die Geldhäuser von fossilem Geld abhängig sind.
Drittens modellierte der Bericht in verschiedenen Szenarien die Auswirkungen des Klimawandels und seiner wirtschaftlichen und finanziellen Folgen. Beispielsweise wurde geprüft, ob die Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft Verluste für die Investments der Banken bedeutet.
Konsequenzen hat der Bericht für die Banken nicht. Weder konnten sie durchfallen noch veröffentlichte die EZB Einzelergebnisse der Banken. „An sich war der Stresstest eine Übung“, sagt Ökonomin Karolin Kirschenmann vom Leibniz-Institut für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim.
Das sieht auch Markus Chromik so, Risiko-Chef der Commerzbank. „Letztlich entscheidend“ sei allerdings „die CO2-Reduzierung der Kundenportfolios.“ Kirschenmann sieht dagegen auch die Finanzinstitute in der Verantwortung für die Transformation der Wirtschaft. Banken könnten „nicht die Klimapolitik ersetzen“, wohl aber Finanzströme lenken, meint Kirschenmann. Und: „Sie sollten Firmen dabei helfen, grüner zu werden.“
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