: Zahlengerangel um die Elphi-Plaza
Kommt der Eintritt für die Aussichtsplattform der Elbphilharmonie? Die Hamburger Linke bezweifelt die Senatsbegründung
Von Alexander Diehl
Selbst wer noch kein Ohr in die Konzertsäle gehalten hat, könnte sie kennen, die „Plaza“ der Hamburger Elbphilharmonie. „Rundumblick auf die Stadt und den Hafen auf 37 Metern Höhe“, schwärmt‘s auf der Homepage des Architekturjuwels: 17.000 Menschen täglich besuchen demnach die ausdrücklich „öffentliche Aussichtsplattform“. Und das im Prinzip gratis. Derzeit kostet nur die Reservierung eines bestimmten Zeitfensters zwei Euro, und Gruppen ab sieben Menschen zahlen pro Nase sechs Euro.
Die Ankündigung, für den Rundumblick künftig konsequent Eintritt zu verlangen, hat in der Vorwoche für einigen Wirbel gesorgt. Die Verantwortlichen in Elphi-Chefetage und Politik verweisen auf gestiegene Kosten. Die städtische Betriebsgesellschaft habe zuletzt ein stattliches Defizit erwirtschaftet, in der laufenden Saison wohl deutlich über zwei Millionen Euro; auch, aber längst nicht nur wegen Corona.
Elphi-Intendant Christoph Lieben-Seutter hat die Eintritts-Frage in den vergangenen Jahren wiederholt angestoßen, aber bislang ohne weitere Folgen. Und die Hamburgische Bürgerschaft habe einst ja nur ein Gratis-Jahr beschlossen, darauf wies jetzt wieder die Kulturbehörde hin. „Geschafft haben wir mittlerweile fünf Jahre ohne Eintritt, die wirtschaftliche Lage war gut.“ Sollte man grundsätzlich Eintritt erheben, würden für die Plaza nur jene zahlen, die sie auch benutzen, nicht etwa alle Steuerzahler*innen.
Die freilich hatten einst den ganzen Konzerthausbau finanziert – auch jene, die kein einziges Konzert besuchen. Der Linken-Abgeordnete Norbert Hackbusch bezeichnete die Pläne vor diesem Hintergrund als „unverschämt“ und bezweifelt die nun in Umlauf gebrachten Zahlen: Er hat ausgerechnet, dass die bereits jetzt Eintritt entrichtenden unter den Plaza-Besucher*innen – also Gruppen oder Menschen mit festen Terminwünschen – mehr einbrächten, als der Betrieb koste.
Bis zur Antwort des Senats auf die Linken-Anfrage dauert es nun ein wenig. Aber die Plaza-Frage war nun schon einmal Thema in der Bürgerschaft. Die kulturpolitischen Verantwortlichen der rot-grünen Regierungsfraktionen widersprachen dabei der Linken-Lesart. Wer keinen Eintritt erhoben sehen wolle, müsse Steuermittel zuschießen oder die Saalmieten anheben, was die Konzertkarten verteuern würde – „oder wir nutzen zulasten anderer Kulturschaffender Mittel aus der Kulturbehörde“, sagte der Grünen-Abgeordnete René Gögge.
Aufgeschlossenheit für andere Lösungen signalisierte Kultursenator Carsten Brosda (SPD): Wie am Donnerstag das Hamburger Abendblatt berichtete, sollen die Saalmieten im kommenden Jahr tatsächlich steigen. Und: Sofern EU-rechtlich möglich, sähe Brosda es demnach gern, wenn man nur Auswärtige für die Plaza zur Kasse bitten könnte.
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