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VerunreinigteSaaten

Illegale Gentech-Produkte gefunden

BERLIN taz | Erst Mitte dieser Woche gaben Greenpeace und der Anbauverband Bioland bekannt, dass Maissaatgut relativ häufig mit gentechnisch veränderten Körnern verunreinigt sei. Eine Recherche bei den Behörden hätte ergeben, dass von insgesamt 386 untersuchten Maisproben 22 Gentech-Saaten enthielten, erklärten die beiden Organisationen in einer gemeinsamen Mitteilung. Nur einen Tag später schob das Agrarministerium in Baden-Württemberg den neuesten Gentech-Fund hinterher: Lebensmittelprüfer aus Freiburg hätten gentechnisch veränderten Leinsamen in größeren Mengen gefunden, lautete die Meldung aus Stuttgart. In 16 von 41 Proben war der Gentech-Lein nachweisbar.

Der genmanipulierte Leinsamen ist in der Europäischen Union nicht zugelassen, weder für den Anbau noch für die Verarbeitung zu Futter- oder Lebensmittel. Damit gilt eine Nullgrenze. Es darf nicht verkauft oder verarbeitet werden, erklärte das Stuttgarter Ministerium. Nach EU-Recht müssten selbst geringfügig belastete Lieferungen vernichtet werden.

Nach Informationen von Greenpeace handelt es sich bei der Gentech-Leinsaat „um eine herbizid- und antibiotikaresistente Linie (FP967/CDC Triffid)“ aus Kanada. Dort ist der Leinsamen zugelassen. „Ohne es zu wissen, ist die Bevölkerung zu Versuchskaninchen geworden“, sagte der Gentech-Experte von Greenpeace, Alexander Histing. Gefunden wurde laut Histing die illegale Gentech-Leinsaat in „Brot und Müsli“.

Als Erste aufmerksam geworden auf den Gentech-Leinsamen ist die Backindustrie und Großhändler. „Wir haben erste Hinweise bei Eingangskontrollen erhalten“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des „Verbandes Deutscher Großbäckereien“, Helmut Martell. Da für den Gentech-Leinsamen keine Nachweismethode existierte, musste diese erst entwickelt werden. Die Nachweismethode würde jetzt allen Untersuchungsämtern zur Verfügung gestellt, erklärte der Vertreter der Backindustrie. Er fügte noch hinzu, dass derzeit nach Alternativen zu dem kanadischen Leinsamen gesucht werde. Rätselhaft ist nur, woher der Gentech-Leinsamen jetzt kommt. „Wir haben aus Kanada Stellungnahmen vorliegen, dass dieser Leinsamen trotz Zulassung dort nie kommerziell angebaut worden ist“, erklärte Martell.

WOLFGANG LÖHR

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