: Deiche bekommen einen Hut
KLIMAWANDEL Schleswig-Holstein will die Deiche breiter machen, damit sie rascher erhöht werden können
Mit einer neuen Strategie will Schleswig-Holstein seine Küsten besser vor dem steigenden Meeresspiegel schützen: Die Außenböschung der Meeresdeiche soll mit einer flacheren Neigung ausgestaltet und die Deichkrone von bisher 2,5 auf fünf Meter verbreitert werden, kündigte Umweltminister Christian von Boetticher (CDU) am Freitag an. Das erhöhe kurzfristig die Sicherheit, zudem werde langfristig „eine Baureserve für spätere Nachverstärkungen geschaffen“.
Die Idee ist simpel: Wenn die Meeresspiegel noch stärker steigen als zurzeit vorhergesagt, könnte noch in Jahrzehnten mit geringem Aufwand den Deichen eine zusätzliche „Kappe“ aufgesetzt werden. Mit diesem mehrstufigen Verfahren werden von Boetticher zufolge alle denkbaren Szenarien abgedeckt.
In Schleswig-Holstein leben etwa 300.000 Menschen in den Küstenniederungen. Bisher werden Deichverstärkungen im Land mit einem „Klimazuschlag“ von 50 Zentimetern ausgeführt. 36 Kilometer Landesschutzdeiche wurden bereits verstärkt, weitere 76 Kilometer, meistens auf den exponierten Inseln, sollen in den nächsten Jahren folgen. Damit könne den 2007 vom UN-Klimarat veröffentlichten Prognosen über Pegelanstiege von 60 Zentimetern bis zum Jahre 2100 begegnet werden. Neuere Untersuchungen sagen allerdings Anstiege von bis zu 1,4 Metern an der Nordsee voraus. „Diesen Unsicherheiten und großen Bandbreiten müssen wir nachhaltig begegnen“, so der Minister.
Der neue Plan ist relativ preiswert: Die zusätzlichen Kosten für Abflachung und Verbreiterung liegen bei etwa 20 Prozent der regulären Kosten für eine Deichverstärkung, eine spätere „Kappe“ soll weitere zehn Prozent verschlingen. Das verringere zudem die Klimafolgekosten „für die nächsten Generationen, die den Klimawandel nicht verursacht haben“, so von Boetticher. SMV
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