Deutsche Bahn ohne Klimakurs: Ignoranz an der Spitze
Der Bahn-Chef räumt ein, sich noch nicht mit einem Klimaticket nach österreichischem Vorbild befasst zu haben. Das illustriert das Führungsproblem.
![Richard Lutz steht im Anzug lachend vor einem Zug Richard Lutz steht im Anzug lachend vor einem Zug](https://taz.de/picture/5482581/14/Deutsche-Bahn-Richard-Lutz-DB-AG-Klimaticket-1.jpeg)
D iese Ignoranz ist erstaunlich: Der Chef der Deutschen Bahn Richard Lutz kann zu einem Klimaticket nach österreichischem Vorbild nichts sagen, weil er sich nicht damit befasst hat. Österreich hat eine Art Flatrate zu einem guten Preis für Züge und den ÖPNV eingeführt, um Bürger:innen zum Umsteigen vom Auto auf Bus und Bahn zu bewegen. Über das „Klimaticket“ wird gerade breit diskutiert, ob es ein Modell auch für Deutschland ist. Doch der Chef der Deutschen Bahn kann dazu keine Stellung nehmen, weil er nicht weiß, worum es geht.
Der Mann ist verantwortlich für einen weltweit tätigen Konzern mit fast 50 Milliarden Euro Umsatz, soll er sich da mit solchen Fragen belasten? Ja, das soll er, denn hier geht es ums Kerngeschäft. Lutz’ Attitüde illustriert das Problem der Führungsspitze. Sie ist weiterhin auf Global-Player-Kurs und unfähig, die Probleme im Personenverkehr hierzulande zu sehen.
Die Deutsche Bahn hat gerade jetzt in Zeiten der Energie- und Klimakrise eine enorm hohe gesellschaftliche Verantwortung. Noch nie war es so wichtig, Bürger:innen zum Energiesparen und zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen. Die Manager:innen der Deutschen Bahn zeigen sich von diesem Anspruch leider komplett unberührt. Sie reden von Klimaschutz, aber nur in hohlen Phrasen. Der Konzern schränkt weiter Rabattangebote wie die Partner-BahnCard ein und stößt Stammkund:innen damit vor den Kopf. Gleichzeitig sind die Manager:innen nicht dazu in der Lage, attraktive neue Angebote zu entwickeln – sie schauen sich offenbar nicht einmal an, was ihre Kolleg:innen in anderen Ländern auf die Beine stellen.
Dass es mit der Deutschen Bahn nicht weitergehen kann wie bisher, ist auch der Bundesregierung klar. Deshalb will sie den Konzern umbauen. Verkehrsminister Volker Wissing darf die Reform nicht weiter auf die lange Bank schieben. Jeder Monat mit dieser Deutschen Bahn ist ein verlorener Monat für den Klimaschutz und die Verkehrswende.
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