Teigtaschen als Symbol der Vielfalt: Die inklusive Kraft von Dumplings
Was verbindet Ravioli, Gyoza und Empanada? Sie schmecken sehr verschieden, sind aber alle eine Form von Teigtasche. Eine kontroverse Idee.
S eit Jahren träume ich davon, mich als Gastronom_in selbstständig zu machen, sollte ich je einen Branchenwechsel anstreben. Dabei zieht es mich nicht in irgendeine Küche. Keine Vision ist spezifisch, länderübergreifend und für manche so streitbar wie meine bisherige Arbeit: Ich möchte ein Dumpling-Restaurant eröffnen. Es soll „One World Dumplings“ heißen.
Was ich servieren möchte? Teigtaschen aus aller Welt! Zubereitet und geliefert von den besten Köch_innen der lokalen Diaspora. Neulich musste ich am Tisch mit Freund_innen jedoch feststellen, dass meine großzügige Definition von Dumplings einige aufwühlt.
Klar, es gibt Gerichte, auf deren Zugehörigkeit zur Kategorie „Dumpling“ sich alle einigen können: Dim Sum, Mandu, Gyosa, Momos oder Wonton. Allesamt gefüllte, mit einer Hand greifbare Teigtaschen, aber unterschiedlich zubereitet: gedämpft, angebraten, frittiert. Manche werden in eine Soße gedippt, andere kommen in eine Brühe.
Diese Eigenschaften lassen sich auf weitere Gerichte übertragen: Manti, Tortellini, Ravioli, Pelmeni, Wareniki, Pierogi, Ashak, Kreplach und Maultaschen, aber auch Samosa, Empanada, Pirashki und Sambuse. Die Formen variieren, manche sind eher rund, andere dreieckig oder oval. Wäre länglich dann nicht auch okay? Das öffnet das Tor für Frühlingsrollen, Sigara Börek und tropfenförmige Kibbeh.
Schwankendes Verhältnis von Teig und Füllung
Nun denken die wenigsten an einen Teller Ravioli, wenn jemaus sagt, es gäbe Dumplings zum Mittag. Per Definition stimmt es jedoch: Laut Wikipedia handelt es sich dabei um ein Varieté an in Teig gewickelter Füllung – herzhaft wie süß. In einem japanischen Restaurant in Wien aß ich mal Apfel-Gyosa mit Vanillesoße – eine Spezialität, die es auch im Tiefkühlfach des Asia-Supermarkts gibt. Ein verifizierter Dumpling. Somit müssten Mochi theoretisch auch Dumplings sein – oder?
Das Verhältnis zwischen Teig und Füllung schwankt. Jamaikanische Dumplings heißen sogar Dumplings, aber haben gar keine Füllung, sie erinnern mehr an Quarkbällchen. Zählt Calzone dann nicht als ein riesiger Dumpling? Was ist mit Schokocroissants? Oder einem Hamburger, dessen Ränder mit einem Glätteisen zusammengepresst und geschlossen werden, wäre das kein Dumpling, theoretisch? Und Gnocchi?
So laut, wie der Widerspruch zu meiner These neulich war, nehme ich an, dass ich nicht unbedingt auf Ihre Zustimmung zählen kann. Das ist okay. Genau das wünsche ich mir für „One World Dumplings“: Dass die unterschiedlichsten Menschen kommen, um zu speisen, und miteinander ins Gespräch kommen. Von mir aus auch streiten. Leidenschaftlich.
Der beste Ort für hitzige Diskussionen ist der Esstisch. Hungry geht zumindest niemaus nach Hause. Auf eins werden sich hoffentlich alle einigen können: Die besten Dumplings ever verdrückt zu haben. Das Menü soll die einzige Fusion werden, mit der maus mich assoziiert.
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