Eröffnung der Olympischen Winterspiele: Wer hat schon was gegen Frühling?
Überall Kunstschnee, schöne Bilder von Skipisten aus Xinjiang und viel Winkewinke: Eindrücke von der Eröffnungsfeier in Peking.
Das war am Freitag in Peking genauso überladen, wie es das meistens ist, wenn ein vorgeblicher nationaler Geist in eine Unterhaltungsshow gegossen wird. Immerhin gab es etwas zu sehen, was Pekinger im Winter gar nicht so häufig zu Gesicht bekommen: Schnee.
Das weiße Kristall war allgegenwärtig bei dieser Party, mit der der Siegeszug des Wintersports in China eingeläutet werden sollte. Er war ebenso künstlich wie der Schnee im olympischen Alpinskigebiet von Yanqing.
Eingerichtet hat diese eisige Show der Filmregisseur Zhang Yimou, der schon die Eröffnungsfeier der Sommerspiele von 2008 inszeniert hatte. Damals hat er die Welt schockiert, indem er Zehntausende athletischer Körper zu einer Massenchoreografie von gespenstischer Perfektion zusammengeschraubt hat.
Statt Perfektion stand diesmal Normalität im Fokus. Und der Lauf der Jahreszeiten. Die Spiele mögen beginnen, es werde Frühling. Wer könnte da etwas dagegen haben? In der Warm-up-Show wurden auch Bilder aus der Provinz Xinjiang im Nationalstadion gezeigt. Eine mit Flutlicht beleuchtete Skipiste war da zu sehen. Gewiss nicht das Erste, was einem in den Sinn kommt, wenn man an die Provinz denkt, in der die Volksgruppe der Uiguren beheimatet ist.
Wäre Chinas Staatspräsident Xi Jinping da schon im Stadion gewesen, er hätte gewiss so gönnerhaft gewunken wie kurz nach Beginn des Einmarschs der teilnehmenden Nationen, als die Sportler aus Hongkong und Taiwan an ihm vorbeigezogen sind. War da was? Egal.
Taiwan heißt in der Olympischen Welt übrigens Chinese Taipeh. Die Volksrepublik legt Wert darauf, dass niemand auf die Idee kommen könnte, Taiwan könnte ein eigenständiger Staat sein. Winke, winke! Und das Publikum jubelte den kleinen chinesischen Teams beinahe so laut zu wie später den Sportlern des großen China.
Keine Superstars
Später, als die USA eingelaufen sind, stellte sich die Frage, wer eigentlich nicht dabei ist. Die Washington Post hatte eben berichtet, dass Menschenrechtsorganisationen ein paar Sportler dazu bewogen hätten, die Eröffnungsfeier zu boykottieren, worüber sie aus Angst vor Repressionen aber erst nach den Spielen sprechen wollten.
Die können ja bekanntlich erst beginnen, wenn das olympische Feuer entfacht worden ist. Drei Tage lang wurde die Flamme durch die olympischen Wettkampforte getragen. Das war witzig, als das der frierende Actionstar Jackie Chan getan hat. Weniger witzig war der Auftritt eines früheren Militärkommandeurs mit der Fackel. Der war an einem Zusammenstoß chinesischer und indischer Soldaten beteiligt, bei dem vor eineinhalb Jahren an der Grenze der Staaten mehrere Soldaten getötet wurden. Der darauf erfolgte diplomatische Last-Minute-Boykott durch Indien konnte der Partystimmung im pandemiebedingt dünn besetzten Stadion keinen Abbruch tun. Der russische Staatspräsident Wladimir Putin war ja da.
Nach den unvermeidlichen Worten („zusammen“, „Frieden“, „Frühling“) von IOC-Präsident Thomas Bach und der Eröffnungsformel von Xi Jinping war es dann so weit. Dinigeer Yilamujiang, eine Langläuferin, sowie der nordische Kombinierer Zhao Jiawen brachten das Feuer zum Leuchten. Keine Superstars, normale Sportler, die stolz sind, wenn sie sich überhaupt für Olympia qualifizieren. China geht es nicht nur ums Gewinnen. Das sollte wohl die Botschaft sein. Aber was ist schon normal im Pekinger Olympiawahnsinn? Dinigeer Yilamujiang ist Uigurin.
Es war schön, es war schlimm. Olympia eben.
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