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kabinenpredigtSarah BSC

Da sind die Mofaprolls der Hertha-B-Jugend also in Dortmund (auch noch auf einem Parkplatz) über ein 14-jähriges Mädchen hergefallen und haben sie flachgelegt. Armes, kleines Mädchen. Lässt sich mit vier Spielern ein und ist dann verzweifelt, weil diese Bubis sich nicht galant zeigten, sondern im Gegenteil die Sau rausließen. Dann aufgelöst nach Hause kommen und von der Familie so lange gelöchert werden, bis sie sich nicht anders zu helfen weiß, als zu erzählen, die vier hätten sie vergewaltigt. Das Ganze kommt bei der Polizei dann natürlich raus.

Wie trostlos ist diese Erfahrung? Das Mädchen hat doch ein Trauma fürs Leben. War einfach so naiv zu glauben, Fußballer seinen keine Prolls, sondern so etwas wie Mini-Beckhams – nur in ihrem Alter und verpickelt. Das einzig Positive, was dieses Mädchen mitnehmen wird, ist, dass sie sich die gleiche Erfahrung ein paar Jahre später mit Männern vom Typ Michael Ammer, dem Hamburger Rolf-Eden-Verschnitt gänzlich ohne Stil, ersparen wird.

Da muss ich doch wieder mal an die alte Forderung der Frauen von Profifußballern erinnern, die von den Vereinen eine soziale Schulung ihrer Männer verlangten. Wenn man junge Männer unter seine Fittiche nimmt, um mit ihnen auf dem Rasen Geld zu verdienen, hat der Verein auch eine gesellschaftliche Verantwortung. Unsere Spieler sind doch allesamt völlig ungeeignet im zwischenmenschlichen Miteinander.

In England sind sie einen kleinen Schritt weiter. Dort gibt es bei den Vereinen zumindest keine getrennten Umkleidekabinen, da könnten die Jungs von den Älteren lernen, wie man sich zu benehmen hat. Allerdings, wenn ich mir vorstelle, diese Hormonknirpse sitzen nach dem Training neben, sagen wir mal, Marcelinho und fragen um Rat, wie sie sich verhalten sollen, wenn etwa ein Nebenbuhler ihnen das Leben schwer macht. Und er erzählt von seiner neusten Diskoschlägerei. Nee, das geht auch nicht. Hier ist Hertha gefordert. Zwei Stunden Training und dann zwei Stunden Sozialverhalten lernen. Und zwar ab sofort und für alle Spieler, wenn ich bitten darf!SARAH SCHMIDT

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