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Ampel-Pläne zur BerufsausbildungUmworbener Nachwuchs

Die Ampel plant eine „Ausbildungsgarantie“. Arbeitgeber halten die für unnötig – denn die Zahl der Be­wer­be­r:in­nen für offene Lehrstellen sinkt.

Lernt Industrieelektrikerin: Auszubildende in einem Berufsbildungszentrum in Remscheid Foto: Rupert Oberhäuser/imago

BERLIN taz | Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung wird sie versprochen, die „Ausbildungsgarantie“, die „allen Jugendlichen einen Zugang zu einer vollqualifizierenden Berufsausbildung ermöglicht, stets vorrangig im Betrieb“. „Wir wollen die Ausbildungsgarantie als ein zusätzliches Instrument“, sagte Leonie Gebers, Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium, auf einer Diskussionsveranstaltung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) am Montag in Berlin.

Achim Dercks, Vize-Geschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), wies aber auf den „starken Überhang“ an offenen Lehrstellen gegenüber Be­wer­be­r:in­nen hin, der sich auch in Coronazeiten beobachten ließe. Eine Ausbíldungsgarantie sei „nicht nötig“, so Dercks. Es gebe bereits genug Förderinstrumente auch für Menschen, die sich etwas schwerer täten.

Bernd Fitzenberger, Direktor des IAB-Instituts in Nürnberg, erklärte, dass rund 40 Prozent der offenen Lehrstellen im vergangenen Herbst nicht besetzt werden konnten. Der Anteil der Ungelernten im Alter zwischen 20 und 34 Jahren sei in Deutschland von 1,88 Millionen im Jahre 2014 auf 2,16 Millionen Menschen im Jahre 2019 gestiegen.

Unter jungen Deutschen ohne Migrationshintergrund liege der Anteil der Ungelernten bei 8,5 Prozent, bei Menschen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland aufgewachsen sind, bei 16,4 Prozent, bei Mi­gran­t:in­nen der 1. Generation, meist Geflüchteten, hingegen bei 33,3 Prozent, so Fitzenberger. Man müsse mehr Menschen mit Migrationshintergrund „für eine duale betriebliche Ausbildung gewinnen“, sagte er. „Wir werben in Moscheen“, meinte Dercks.

Vorbild Österreich?

In Deutschland existiert bereits ein Instrumentenkasten für die Ausbildungsförderung auch von sogenannten benachteiligten jungen Leuten. Die Maßnahmen reichen von berufsvorbereitenden Maßnahmen bis zu sogenannten Einstiegsqualifizierungen und zur Ausbildungsassistenz, einer Art Nachhilfe zum Berufsschulunterricht während einer Lehre. Eine Ausbildungsgarantie wäre ein Instrument, was dazukäme, sagte Gebers.

Martin Kocher, Bundesminister für Arbeit in Österreich, berichtete von der Ausbildungsgarantie, die seit einigen Jahren in Österreich existiert. Sie ist eine Garantie für sogenannte marktbenachteiligte Jugendliche, zumindest einen Platz in einer überbetrieblichen Ausbildung zu bekommen, der im Idealfall in eine reguläre betriebliche Lehre mündet. Die Einstiegsplätze, die sogenannten ÜBA, machen dort etwa 8 Prozent der Lehrlinge aus.

Die Hälfte dieser ÜBA-Plätze finde sich in Wien, sagte Kocher. In der österreichischen Bundeshauptstadt gibt es einen eklatanten Mangel an Lehrstellen, während es in einigen ländlichen Regionen massiv an jungen Be­wer­be­r:in­nen für offene Ausbildungsplätze mangelt.

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