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portraitNeuer Einsatz für „Ehrlicher“

Werkzeugmacher, Schauspieler, Regisseur, Tatort-Kommissar – und demnächst auch noch Bundestagsabgeordneter? Die „Linkspartei. PDS Sachsen“ jedenfalls will heute Peter Sodann offiziell als ihren Spitzenkandidaten nominieren, wie Sprecher Rico Schubert gestern mitteilte.

Sodann, der seit 1991 weit über Sachsen hinaus als Tatort-Kommissar Ehrlicher vielen TV-Zuschauer bekannt ist, ist laut Schubert auch auf der politischen Bühne kein Neuling. Man wolle mit der Geschichte und dem Leben des 69-Jährigen „in den Wahlkampf ziehen“. So fiel Sodann durch seinen Einsatz für den Zusammenschluss von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zum Bundesland „Mitteldeutschland“ auf, einer Idee, der das Linksbündnis nicht abgeneigt ist. Kürzlich setzte Sodann seine Popularität für eine Kampagne gegen häusliche Gewalt ein: Auf Großplakaten warb er mit Tatort-Kollegen unter dem Motto „Sehen Sie fern, aber nicht weg“ für couragiertes Eingreifen bei Gewalt gegen Frauen und Kinder.

Sodann, 1936 in Meißen geboren, lernte nach der Schule Werkzeugmacher, bevor er an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät sein Abitur machte. Danach begann er ein Jurastudium in Leipzig. 1959 wechselte er an die dortige Theaterhochschule und leitete sein erstes Kabarett, „Rat der Spötter“, das 1961 aufgelöst wurde. Wegen staatsfeindlicher Hetze wurde Sodann verhaftet, vom Studium relegiert und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. 1962 kam er vorzeitig auf vier Jahre Bewährung frei, lernte das Spitzendreherhandwerk und kehrte 1963 an die Theaterhochschule zurück.

Sein erstes Engagement hatte er 1964 am Berliner Ensemble als Dullfeet im „Arturo Ui“ von Brecht. Auch seine erste Regie führte er am BE. Weitere Stationen machte Sodann in Erfurt und Karl-Marx-Stadt. Der Ruf von seiner Regiearbeit zu „Van Gogh“ drang bis nach Moskau und trug ihm eine Einladung ans Jermolowa-Theater ein. Nach einem Einsatz als Schauspieldirektor in Magdeburg lebt und arbeitet Sodann seit 1980 in Halle. Er ist zum zweiten Mal verheiratet und hat vier Kinder.

In Halle war er bis vor kurzem Indentant des neuen theaters. Als sein Lebenswerk gilt die Kulturinsel, für deren Aufbau er 1999 den Preis der deutschen Kulturkritiker erhielt. Jetzt wurde Sodann „vor die Tür gesetzt“ – obwohl sich die Inszenierungen großer Beliebtheit beim Publikum erfreuten, wie er auf seiner Homepage beklagt. Möglicherweise bedeutet aber das Ende der Ära Halle nicht das Ende der Ära Sodann: Tritt er zur Wahl an, besteht die Chance, dass er in den Bundestag einzieht. Ob er es dann noch schafft, nebenbei neue „Tatort“-Folgen zu drehen? CA

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