piwik no script img

Aggressiver Coronaprotest

In Cottbus demonstrieren 4.000 Menschen gegen Corona-Maßnahmen, darunter Rechtsextremisten

In Cottbus haben am Samstag nach Polizeiangaben bis zu 4.000 Menschen an mehreren Orten gegen Corona-Maßnahmen und eine allgemeine Impfpflicht protestiert. Aus zwei erlaubten Demonstrationen bildeten sich mehrere nicht angemeldete Protestzüge, bei denen gegen die Maskenpflicht und zum Teil gegen die Obergrenze von 1.000 Menschen für Demos im Freien verstoßen wurde.

Die Atmosphäre war nach Einschätzung der Polizei stellenweise aufgeheizt. 15 Menschen hätten Feuerwerkskörper gezündet, gegen sie seien Strafverfahren eingeleitet worden. Die Beamten rechnen sie der rechtsextremistischen Szene zu. Cottbus gilt beim Verfassungsschutz Brandenburg als Schwerpunkt des Rechtsextremismus im Land. Weitere Proteste in Brandenburg/Havel, Hennigsdorf und Potsdam seien friedlich verlaufen.

Der Samstagabend hatte in Cottbus mit zwei angemeldeten Demonstrationen begonnen, an denen jeweils bis zu 1.000 Menschen teilgenommen hätten, sagte ein Polizeisprecher. Hinter einer Absperrung hätten weitere mehrere Hundert Menschen gestanden. Die Anmelder – in einem Fall der Cottbuser AfD-Chef Jean-Pascal Hohm – lösten die Versammlungen auf. Hohm hatte im Internet zu einem „3. Cottbuser Abendspaziergang“ gegen Corona-Maßnahmen aufgerufen.

Entgegen der Aufforderung der Beamten bildete sich aus den Demos ein Zug mit mehreren Tausend Menschen, den die Polizei nach eigenen Angaben stoppte. Daraus wurden mehrere Protestzüge, bei denen laut Polizei zum Teil bis zu 2.500 Menschen mitmachten. Auf Transparenten stand „Schluss mit 3G, 2G, 1G – Stoppt den Impfzwang“, „Steht auf! Wehrt Euch!“ oder mit Blick auf Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ein Transparent „Woidke muss weg“.

„In dem Aufzug haben wir sehr viele Verstöße gegen die Maskenpflicht festgestellt“, sagte ein Polizeisprecher. Vier Menschen seien wegen Widerstands gegen Polizeibeamte und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz vorübergehend in Gewahrsam genommen worden. Ein Reporter des Rundfunks Berlin-Brandenburg berichtete, es habe Aufrufe gegeben, ein RBB-Team zu jagen und zu verprügeln. Die Polizei erklärte auf Anfrage am Sonntagmittag, ihr lägen dazu bisher keine Erkenntnisse vor.

Seit Mittwoch sind in Brandenburg im Freien nur noch Demonstrationen mit bis zu 1.000 Menschen erlaubt. Dort gelten die Maskenpflicht und der Mindestabstand. Vor einer Woche hatten in Cottbus rund 3.500 Menschen gegen die Corona-­beschränkungen protestiert. (dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen