Grüne Klimasenatorin in Berlin: Die Chefinnen-Chance
Dass die ehemalige Spitzenkandidatin Bettina Jarasch sich um Verkehr und Klima kümmern wird, ist die richtige Entscheidung.
G leich zwei Überraschungen gab es am Montag bei der Vorstellung der künftigen grünen SenatorInnen: zum einen Ulrike Gote als die Frau, die in Berlin noch niemand kennt. Zum anderen die Personalie Bettina Jarasch. Nachdem die Spitzenkandidatin das Rennen ums Rote Rathaus knapp verpasst hatte, war sie während der vergangenen Wochen von vielen als Wissenschaftssenatorin gehandelt worden. Nun aber soll sie das Großressort Verkehr, Umwelt, Klima- und Verbraucherschutz führen.
Nach jetzigem Ermessen war das genau die richtige Wahl, auch wenn Jarasch für keines dieser Politikfelder besondere Expertise mitbringt – ihre eigene liegt vor allem in den Bereichen Migration, Bildung und Religion. Aber die gelernte Journalistin und frühere grüne Landeschefin hat recht, wenn sie sagt, dass sie als Generalistin natürlich das Haus leiten kann, das ihre Parteifreundin Regine Günther verlässt.
Wichtig ist allein, dass sie sich mit ExpertInnen umgibt, die die Verwaltungsarbeit effizient steuern können. Sollten sich die gerade kursierenden Gerüchte erhärten, dass das Ressort eineN dritten StaatssekretärIn erhält, wäre das eine weitere gute Nachricht. Denn die Aufgaben, die am Köllnischen Park zu bewältigen sind, haben es in sich: Die Stadt muss in kürzester Zeit energetisch und verkehrstechnisch umgebaut werden, und die Klima- wie die Mobilitätslobby scharren schon lange höchst ungeduldig mit den Hufen.
Im Wahlkampf vorgelegt
Jarasch hat im Wahlkampf nicht nur mit ihrer Idee eines A-100-Rückbaus vorgelegt, sie hatte im Gegensatz zu Günther auch die Unterstützung der verkehrspolitisch Aktiven an der Grünenbasis. Und sie hat immer wieder klargemacht, dass der Klimaschutz Chefinnensache werden soll. Nun, da eine andere Chefin geworden ist, bleibt es das einzig richtige Signal, dass die ehemalige grüne Spitzenfrau sich dieser Zukunftsthemen annimmt. Macht sie es gut, dürften ihre Chancen auf den Posten der Regierenden Bürgermeisterin in einem zweiten Anlauf noch deutlich besser sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autobranche in der Krise
Kaum einer will die E-Autos
Abschiebung von Pflegekräften
Grenzenlose Dummheit
Ungelöstes Problem der Erneuerbaren
Ein November voller Dunkelflauten
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
Trumps Personalentscheidungen
Kabinett ohne Erwachsene