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Tradition des WeihnachtsbiersSchleife drum und fertig!

Weihnachtsbier sieht oft hübsch aus. Aber was den Inhalt angeht, gilt die Regel: Je besonderer die Flasche, umso unauffälliger ist das Bier darin.

Tuborg mit seinem Jylbryg war Vorreiter Foto: Oliver Multhaup/dpa/picture alliance

E nde August beginnt in den Supermärkten nicht nur die Lebkuchensaison, zur gleichen Zeit wird in den Quengelzonen vor den Kassen auch der Platz für Alkohol freigeräumt. Da steht dann Federweißer, anschließend Oktoberfestbier, im November geht es weiter mit Primeur, vor allem Beaujolais nouveau. Rückt der Advent nahe, kommen die Glühwein-Paletten, und dann, kurz bevor Sekt und Champagner für Silvester aufgestellt werden, gibt es ein kleines Fenster für – Weihnachtsbier. Same procedure as every year.

Weihnachtsbier ist offenbar vor allem als Geschenkidee gedacht. Denn es ist immer besonders verpackt. Mal sind es Flaschen aus Steingut, oft Sektflaschen mit Korkkorken, Bügelverschlüsse sehe ich, in Siegellack getaucht. Immer gern angeboten werden auch XXL-Formate, sogar die Nachbildung alter Biersiphons mit fünf Litern Inhalt sind mir schon begegnet. Schleife drum und fertig! Was den Inhalt angeht, gilt jedoch die Faustregel: Je besonderer die Flasche, umso unauffälliger ist das Bier darin.

Die Tradition des Weihnachtsbiers ist noch vergleichsweise jung. Das Urweihnachtsbier ist das „Julebryg“, ein dunkles Pils, das die dänische Brauerei Tuborg 1981 auf den Markt brachte. 1990 rief sie den „J-Day“ aus und verteilte das Weihnachtsbier kostenlos in Gaststätten. Die Aktion fand Nachahmer, sodass in Dänemark heute landesweit am ersten Freitag im November J-Day begangen wird. Die Polizei soll an diesem Tag inzwischen verstärkt Alkoholkontrollen durchführen.

Zu solcher Beliebtheit hat es Weihnachtsbier hierzulande noch nicht gebracht. Oft sind zwar die Etiketten dem Anlass nach gestaltet, aus den Flaschen kommt nicht selten ein höherprozentiges Märzen, das unter dem Label „Oktoberfestbier“ bekannter ist. Mitunter ist es nach dem dänischen Vorbild lebkuchenfarben, auf jeden Fall dunkel.

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In Skandinavien und den USA werden beim Brauen auch typische Gewürze wie Zimt, Ingwer, Nelken oder Orangenschale verwendet. In Deutschland ist da das Reinheitsgebot vor. Trotzdem gelingt es den hiesigen Brauern, ein weihnachtliches Geschmacksprofil zu schaffen, ohne dass man beim Trinken sofort flüssigen Lebkuchen assoziiert und Angst vor einem schweren Kopf bekommt.

Mein Klassiker ist das Weihnachtsfestbier der Biobrauerei Riedenburger aus dem bayerischen Kreis Kelheim. Es ist ebenfalls ein Märzen, honiggelb mit einer cremigen Schaumkrone. Es riecht leicht malzsäuerlich, im Mund entwickelt es sich halbtrocken mit einer würzigen Süße, die manchmal an Bratapfel erinnert, hinzu kommen Vanille und Mandelnoten. Das ist mir an weihnachtlichem Geschmack genug. God Jul!

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Jörn Kabisch
Autor
Wirt & Autor für taz und FuturZwei
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1 Kommentar

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  • ja klar ein weihnachtsbier ...

    damit es schön klingelingeling macht am heiligabend.