Berliner „Tatort“: Wenn Kinder erwachsen werden
Im Berliner Winter stellt ein Mord die Polizei auf die Probe. Der Tatverdächtige ist Sohn einer Beamtin, die ihn deckt.
Sie wischt das Blut einfach weg, wie ihr Sohn es aufgetragen hat. Sie stutzt kurz, aber dann stopft Polizistin Doris Ziegler (Jule Böwe) die rot befleckten Papiertücher und die blutige Kleidung in eine Mülltüte. Noch weiß sie nichts von der toten Frau, die nicht weit entfernt am Engelbecken in Berlin gefunden wurde.
Die „Tatort“-KommissarInnen Robert Karow (Mark Waschke) und Nina Rubin (Meret Becker) hingegen wissen noch nichts vom Blut in der Wohnung, als sie die Leiche begutachten. Sie ist schwer entstellt, doch ein DNA-Abgleich bestätigt, was sich durch Indizien bereits andeutete: Die Tote ist Sophie Bader (Laura Sophie Warachewicz).
Bader studierte Medizin und verabredete sich manchmal über Dating-Apps zu unverbindlichem Sex. Manchmal bekam sie auch Geld dafür. Die erste Vermutung: Bei ihrem letzten Date traf sie den Mörder.
Ihre Eltern helfen nicht bei der Ermittlung. Sie leugnen, dass es sich bei der Toten um ihre Tochter handelt. Die habe keine Zeit für Freund*innen und eine solche Dating-App würde sie auch nicht nutzen. Selbst der DNA-Test überzeugt die Eltern nicht. „So ein DNA-Test ist ja auch nicht hundert Prozent sicher, das ist ja wie bei den Coronatests“, sagt der Vater (Rainer Reiners).
„Machen wir noch ein bisschen mehr kaputt“
Der Berliner „Tatort“ stellt erfolgreich die Frage, was Eltern wirklich von ihren Kindern wissen, besonders wenn die selbst erwachsen sind. Und er schließt eine weitere Frage an: Was sind Eltern bereit, für ihre Kinder zu machen?
Polizistin Doris Ziegler deckt ihren Sohn Dennis (Vito Sack) schon seit Jahren. Er war bereits mehrfach angeklagt, wurde aber nie verurteilt. Ihr Beruf ist dabei sehr hilfreich, und wenn er etwas verlangt, setzt sie es gleich um. Auch bei diesem Mord unterstützt sie ihn mit ihrem Mann Claus (Andreas Döhler).
Berlin-“Tatort“: Die Kalten und die Toten, So., 20.15 Uhr, ARD und in der ARD-Mediathek
Dennis meldet sich auf ihr Anraten bei der Polizei, behauptet, die Tote sei bei ihm gewesen, wäre aber nach dem Sex wieder gegangen. Die KommissarInnen glauben das nicht, aber können nichts anderes beweisen. Alle Spuren am Tatort sind beseitigt. Frustriert greifen Karow und Rubin zu Methoden, die auch das Legale überschreiten.
Sie provozieren, spielen die Familien gegeneinander aus und hoffen, so den Mord aufzuklären. Sie hadern auch mit sich selbst, bekräftigen sich dann aber gegenseitig: „Jetzt haben wir schon so viel kaputt gemacht, machen wir noch ein bisschen mehr kaputt.“ Die Folge stellt dann noch eine dritte Frage: Wie weit darf die Polizei bei Ermittlungen gehen?
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