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„Das ist Teil der Sexindustrie“

Ein Bordellbesuch auf Firmenkosten ist völlig normal, sagt Veronica Munk. Deshalb müsse die Prostitution endlich auch zu einem „ganz normalen Geschäft“ werden

taz: Frau Munk, in der VW-Affäre kursieren immer wieder Gerüchte, dass Betriebsratsmitglieder auf Auslandsreisen Prostituierte aufgesucht hätten.

Veronica Munk: Was ist der Punkt? Das ist doch völlig normal! Überall auf der Welt gehen Männer zu Sexarbeiterinnen. Da ist es doch egal, ob es ein Taxifahrer, ein Manager oder ein Betriebsrat ist. Allein in Deutschland gehen täglich etwa eine Million Männer zu Sexarbeiterinnen.

Angeblich waren die VW-Betriebsräte aber auf Firmenkosten unterwegs in den Bordellen.

Auch das ist völlig normal. Sehr viele Sexarbeiterinnen werden von Geschäftsleuten gebucht. Oft begleiten sie ihre Kunden auch mehrere Tage auf Geschäftsreisen. Das ist ein Teil der Sexindustrie. Für viele Frauen ist das sogar eine sehr positive Arbeit, weil sie dabei mehr verdienen.

Aber ist es in Ordnung, dass Firmen ihren Managern oder führenden Betriebsratsmitgliedern heimlich Sexdienstleistungen spendieren? Das hat doch nichts mit der Tätigkeit für die Firma zu tun.

Das müssen die Betriebe entscheiden. Wichtig ist aber, dass die Prostitution endlich zu einem ganz normalen Geschäft wird, das sich nicht heimlich im Verborgenen abspielt. Prostitution muss legalisiert werden, damit sich die Frauen gegen Gewalt und andere Ungerechtigkeiten wehren und somit nicht mehr ausgebeutet werden können. Weltweit leben Millionen und Millionen Frauen von der Sexarbeit – und ernähren damit ihre Familien.

INTERVIEW: ULRIKE HERRMANN

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