Härtetest für die Teststrategie

Die Herbstferien sind zu Ende, die Inzidenzen hoch: Was heißt das für die Teststrategie an den Schulen? Hygienebeirat berät Montag

Ab dieser Woche wieder: Testpopeln in den Schulen Foto: Christoph Soeder/dpa

Von Anna Klöpper

Seit Montag sind in Berlin die Herbstferien zu Ende – und angesichts der steigenden Inzidenz gerade bei Kindern und Jugendlichen könnten in der heutigen Senatssitzung am Dienstag auch die Schulen noch mal in den Fokus rücken. Ein Sprecher von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) sagte der taz, man werde in dem am Montagnachmittag tagenden Hygienebeirat „sicher auch noch mal über die Teststrategie“ reden. Eine Rückkehr zur Maskenpflicht in den Grundschulen stünde eher weniger zur Diskussion. Man wolle da „der Debatte im Beirat mit den Experten aber auch nicht vorgreifen“, betonte der Sprecher.

In dieser und der kommenden Woche wird in den Berliner Schulen dreimal pro Woche getestet. Danach, so hofft man, ist das möglicherweise durch die Ferien und den Reiseverkehr gestiegene Infektionsaufkommen weitestgehend vorbei. Dann soll nur noch zweimal die Woche getestet werden. So war auch das Prozedere nach den Sommerferien.

Berlins oberster Elternvertreter Norman Heise, der auch im Hygienebeirat sitzt, sagte der taz, man betrachte das steigende Infektionsgeschehen „natürlich mit Sorge“. Die Inzidenz bei den 5- bis 19-Jährigen liegt bei über 180 und damit deutlich über dem Berliner Durchschnittswert von 114,9. Eine Impfempfehlung gibt es erst für Jugendliche ab 12 Jahren.

Heise sagte auch, dass insbesondere „das Thema Maskenpflicht die Elternschaft weiter stark polarisiert“. Allerdings werde der Landeselternausschuss im Hygienebeirat nicht für eine Verschärfung der Maskenpflicht plädieren. Vielmehr müsse man „sehen, was wir haben und was sich gut bewährt hat“. Konkret verwies Heise auf den Corona-Stufenplan für die Schulen. Der habe auch bereits im vergangenen Pandemieherbst gut funktioniert.

Der Stufenplan gleicht einem Ampelsystem: Bei Positivfällen an der Schule schaltet die Ampel für diese „Gelb“ oder sogar „Rot“. Bei „Gelb“ gilt zum Beispiel wieder die Maskenpflicht im Unterricht. Bei „Rot“ kommt Wechselunterricht. „Das ist sehr viel zielführender als eine pauschale Maskenpflicht, wenn an einer Schule überhaupt kein Infektionsgeschehen ist“, sagte Heise.

Die Weihnachtsmärkte beschäftigen den Senat am Dienstag: Erwartet wird, dass konkreter definiert wird, welche Corona-Auflagen die Betreiber zu erfüllen haben. Bisher gilt für sie, wie für andere Veranstaltungen auch in Berlin, die 2G-Regel mit Option auf 3G: Entscheidet sich ein Veranstalter dafür, nur Getesteten und Genesenen den Zutritt zu erlauben, können Abstandsgebot und Maskenpflicht entfallen. Haben auch „nur“ Getestete Zutritt, gilt das nicht. Unklar ist, wie sehr der Senat ins Detail geht: Eine „Lex Weihnachtsmärkte“ könnte von anderen Marktbetreibern angefochten werden. (taz)

Vorstellen könne er sich hingegen ein grundsätzliches dreimaliges Testen pro Woche. Sinnvoll wäre es laut Heise zudem, die Einstufung der Schulen durch die Gesundheitsämter nicht, wie bisher, immer donnerstags vorzunehmen: „Da müssen wir über mehr Flexibilität reden, damit die Schulen schneller handeln können.“

Bei der Gewerkschaft GEW ist man klar für eine Ausweitung der Teststrategie: „Aus unserer Sicht reicht es nicht, zweimal pro Woche zu testen – vor allem dann nicht, wenn die Maskenpflicht weiterhin wegfällt“, sagte der Berliner Landesvorsitzende Tom Erdmann. Wenn man eine Schraube lockere, müsse man woanders eine anziehen.

Eine pauschale Rückkehr zur Maskenpflicht in den Grundschulen wollte am Montag auch Erdmann nicht fordern. Eine hohe Inzidenz in diesem Herbst sei etwas anderes als noch vor einem Jahr, weil die Impfquote – gerade auch beim pädagogischen Personal – inzwischen ein Faktor sei. Schätzungen der GEW zufolge sind über 90 Prozent des Personals an den Schulen geimpft.

Der Präsident des Landkreistags, Reinhard Sager, hatte am Montag eine Impfpflicht für Lehrkräfte ins Spiel gebracht. GEW-Vorsitzender Erdmann fand das angesichts „der paar KollegInnen, die noch nicht geimpft sind“, nicht die zentrale Debatte.

In dieser und der kommenden Woche wird dreimal pro Woche getestet

Gunilla Neukirchen, Schulleiterin am Lankwitzer Beethoven-Gymnasium und Vorsitzende der Vereinigung der Berliner Schulleiterinnen und Schulleiter, sagte, sie wünsche sich „mehr Transparenz und eine Auswertung“ des berlinweiten Test- und Infektionsgeschehens an den Schulen durch die Bildungsverwaltung und die Gesundheitsämter. Sie habe bisher an ihrer Schule noch keinen einzigen bestätigten Positivfall durch die Schnelltests ermitteln können, sagte Neukirchen. „Da frage ich mich schon, wie zuverlässig die Tests sind.“ Zumal es unter den SchülerInnen durchaus Positivfälle gebe, die aber nicht in der Schule ermittelt worden seien.

Vor den Herbstferien waren zum Stichtag 8. Oktober 29 Lerngruppen in Quarantäne. Rund 0,2 Prozent der SchülerInnen und 0,1 Prozent des Personals waren positiv getestet. Neue Daten wird es am Freitag geben. Dann wird sich auch abzeichnen, wie sich die Ferien auf das Infektionsgeschehen auswirken könnten.

Unterdessen weitet die Bildungsverwaltung das Angebot eines „Impfshuttles“ für Über-16-Jährige aus. In der vergangenen Woche ging ein Rundschreiben an die Schulleitungen der weiterführenden Schulen, wonach nun auch für „kleinere Schülergruppen“ von mindestens 25 SchülerInnen ein ­Shuttle der BVG zu den Impfzentren bestellt werden könne. Eine Freistunde gibt es übrigens auch noch gratis: Geimpft werde „prinzipiell in der Schulzeit“, heißt es in dem Schreiben.