piwik no script img

Mit Kakao-plus-Preis gezeigt, wie es geht

Kinderarbeit auf Kakaoplantagen: Fairer Handel weist der Schokoladenindustrie den Ausweg

Eine Studie im Auftrag des US-Arbeitsministeriums belegt: Die Schokoladenindustrie hat ihr Versprechen, die Kinderarbeit auf Kakaoplantagen bis 2020 um 70 Prozent zu reduzieren, gebrochen. Im vergangenen Jahr arbeiteten laut der Studie noch immer rund 1,5 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen auf Kakaoplantagen in Westafrika, wo rund 70 Prozent des in Deutschland verarbeiteten Kakaos angebaut werden. Die Verbreitungsrate von Kinderarbeit in Westafrika hat in den letzten zehn Jahren trotz Bemühungen von Regierungen und Unternehmen nicht abgenommen. Ver­brau­che­r:in­nen in Deutschland müssen also davon ausgehen, dass in ihrer Schokoladentafel mit hoher Wahrscheinlichkeit ausbeuterische Kinderarbeit steckt.

Die Entwicklungsorganisation Inkota und das Forum Fairer Handel fordern deshalb von der Bundesregierung ein ambitioniertes Lieferkettengesetz, das Unternehmen haftbar macht, wenn sie eine Mitverantwortung für ausbeuterische Kinderarbeit tragen (siehe Seite 06). „Die Schokoladen­industrie hat ihr Versprechen gebrochen“, kritisiert Johannes Schorling, Referent für Wirtschaft und Menschenrechte beim Inkota-Netzwerk. „Die Unternehmen haben zu wenig gegen Kinderarbeit getan und zu spät damit angefangen. Programme zur Bekämpfung der Kinderarbeit erreichen bisher nur einen kleinen Teil der Bauern, auch weil Unternehmen die hohen Kosten für solche Programme scheuen – dazu gehört auch die Zahlung eines existenzsichernden Kakaopreises.“

Wie es besser geht, zeigt das Fair-Handelshaus Gepa mit seinem neuen Kakao-plus-Preis. Das Unternehmen hat seinen Mindestpreis für Bio-Rohkakao auf 3.500 US-Dollar pro Tonne erhöht. Darin sind 240 US-Dollar Fair-Trade-Prämie und 300 US-Dollar Bio-Prämie enthalten. Durchschnittlich zahlt die Gepa ihren Partnergenossenschaften in Afrika und Lateinamerika rund 3.700 US-Dollar inklusive Prämien – 25,9 Prozent über dem Fair-Trade-Mindestpreis inklusive Prämien und 56,1 Prozent über dem durchschnittlichen Kakao-Weltmarktpreis von 2020.

Der Kakao-plus-Preis von mindestens 3.500 US-Dollar orientiert sich an den Anforderungen der Handelspartner in Westafrika und Lateinamerika. Kleinbauernfamilien sind damit noch stärker gegen niedrige Weltmarktpreise abge­sichert. (lk)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen