Wirtschaftskrise in der Coronapandemie: Sri Lanka geht das Essen aus
Sri Lanka rutscht in eine tiefe Krise. Die Regierung verbietet deshalb das Horten von Grundnahrungsmitteln wie Reis und Weizen.
Um der Knappheit entgegenzusteuern, erließ Präsident Gotabaya Rajapaksa am Dienstag Notverordnungen, die das Horten von Zucker, Reis, Weizen und anderen Grundnahrungsmitteln verbieten. Ein Offizier wurde damit beauftragt, die Versorgung mit Lebensmitteln zu übernehmen.
Rajapaksa begründete den Schritt damit, dass Banken im Land ausländische Importe nicht mehr finanzieren könnten. Zuletzt sind die Preise für Gas sowie Milch und Milchpulver stark angestiegen. Letzteres wird überwiegend aus Australien und Neuseeland eingekauft.
Sri Lanka sei im Laufe der Jahre immer abhängiger von Importen geworden, erklärt Tennakoon. Selbst Reis sei unter den Waren, die aus Indien, China, Singapur, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Malaysia kommen. Sri Lanka steht auch deshalb vor einem Auslandsschuldenberg von 3,7 Milliarden Dollar, wovon erst 1,3 Milliarden Dollar zurückgezahlt wurden. Seit November 2019 schmolzen die Rücklagen der Zentralbank von 6,3 Milliarden Euro auf 2,3 Milliarden Euro Ende Juli.
In der Dollarkrise
Für diese Entwicklung gab es Vorzeichen: Erdölminister Udaya Gammanpila warnte zuletzt, dass das Land nicht genug Bargeld habe, um Ölimporte zu bezahlen. Um Devisen zu sparen, hatte die Regierung im März Transaktionen in US-Dollar eingeschränkt, wovon neben dem Kauf von Autos und essbaren Ölen auch Düngemittel betroffen sind, die die Bauern für die kommerzielle Reisernte benötigen.
Vor zwei Wochen hob die Zentralbank die Leitzinsen an, in der Hoffnung, die Landeswährung zu stabilisieren. Doch die Dollar-Währung ist wesentlich stabiler als die sri-lankische Rupie, die im Laufe von drei Jahren gut 20 Prozent ihres Wertes gegenüber dem US-Dollar verlor. Tennakoon sieht ein Rettungspaket des Internationalen Währungsfonds (IWF) als einzigen Weg aus der Krise.
Die Bevölkerung leidet an den wirtschaftlichen Folgen. Nach den Osteranschlägen 2019 erholte sich die für die Insel wichtige Tourismusbranche nur schleppend, dann setzte ihr die Coronapandemie zu. Aktuell gilt wegen 200 Coronatoten täglich wieder ein Lockdown. Die Wirtschaftsleistung fiel im Vergleich zum Vorjahr um 3,6 Prozent. Die Nahrungsmittelkrise jetzt treffe vor allem die ärmere Bevölkerung in städtischen Gebieten, sagt Tennakoon. Auf dem Land könnten sich die Menschen mit der eigenen Produktion durchschlagen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier von Christian Lindner
Eine gefährliche Attacke
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Felix Banaszak über das Linkssein
„Für solche plumpen Spiele fehlt mir die Langeweile“
Resolution gegen Antisemitismus
Nicht komplex genug
Nach Ausschluss von der ILGA World
Ein sicherer Raum weniger
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben