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Nach dem Anschlag in HalleJede Menge ungefragter Blumen

Pia Stendera
Kommentar von Pia Stendera

Für jedes bisschen Unterstützung der Stadt musste der Kiez-Döner in Halle kämpfen. Dabei steht viel auf dem Spiel: Das Vertrauen in die Demokratie

Bekommt Besuch, aber wenig Unterstützung: Ismet Tekin, Besitzer des Kiez-Döner in Halle Foto: Sebastian Willnow/dpa

R echtsextremistische Attentate werden in Deutschland als Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung deklariert. Doch spätestens im Nachgang eines solchen Attentats muss der Staat Verantwortung übernehmen. Schließlich geht darum, das Vertrauen zurückzugewinnen – das der Betroffenen und eines nicht unwesentlichen Anteils der Bevölkerung, dem das Attentat galt.

Es geht darum, dass die freiheitliche demokratische Grundordnung für alle gilt – auch für Ismet und Rifat Tekin, Besitzer des Kiez-Döner, in den am 9. Oktober 2019 ein schwer bewaffneter Rechtsextremist stürmte und einen Menschen ermordete.

Wie viel Wert die Stadt Halle darauf legt, hat sie nun erneut zum Ausdruck gebracht. Ismet Tekin erreichte an diesem Wochenende die Nachricht: Das versprochene Geld für den Umbau des Dönerladens zu einem Frühstückscafé – von einem Tatort zu einem Ort des Beisammenseins – werde nicht vollends ausgezahlt. Die Pandemie habe zu weitreichende Folgen auf die Stadtkasse.

Keine Frage: Leere Kassen sind für alle belastend. Beim Ringen der Prioritäten muss es Ver­lie­re­r:in­nen geben. Nur scheint es nicht so, als seien die Betroffenen des Anschlags je Priorität gewesen. Genau genommen haben sie ab Tag eins jede Hilfe erkämpft.

Zusagen nicht eingehalten

Das erste Eingeständnis kam 48 Stunden vor dem Jahrestag des Attentats. An diesem Morgen standen auf den Parkplätzen des Kiez-Döner große Blumenkübel – als Zeichen der Stadt, diese nach langen Diskussionen als Nutzfläche freizugeben. Das zweite im Februar 2021, als der inzwischen suspendierte Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) endlich 20.000 Euro für den Umbau des Geschäfts telefonisch zusagte. Davon bleiben jetzt nur 12.000 Euro übrig – und jede Menge ungefragte Blumen.

In der Zwischenzeit erstellte eine ehrenamtliche Soligruppe Baupläne, organisierte Helfer:innen, ließ T-Shirts bedrucken, um an Geld zu kommen. Sie stehen unentgeltlich und im Gegenwind der Stadt für das ein, was in Verantwortung ebendieser läge: Dass der Rechtsextremist nicht gewinnt.

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Pia Stendera
Autorin
Pia Stendera schreibt frei für die taz zu den Themen Ostdeutschland, Soziale Ungleichheit und Rechte Gewalt.
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