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Trans-Gesetz in SpanienMehr Rechte für Trans-Menschen

Spaniens linke Regierung legt ein Gesetz vor, das Trans-Personen eine echte Gleichstellung verschaffen soll. In der Koalition gab es Protest.

Die Farben blau, weiß und rosa stehen für die Trans-Community Foto: Sergio Perez/reuters

Madrid taz | Spanien wird künftig das „freie Recht auf Bestimmung des Geschlechts“ anerkennen. So sieht es ein Gesetz vor, das am Dienstag vom Ministerrat verabschiedet wurde und jetzt dem Parlament vorgelegt wird. Dank des sogenannten Gesetzes für die echte Gleichstellung von Trans-Personen und der Garantie für die Rechte von LGTBI oder kurz Trans-Gesetz würden „Trans-Personen in Spanien endlich nicht länger als krank angesehen werden“, erklärt Gleichstellungsministerin Irene Montero.

Montero gehört zur linksalternativen Unidas Podemos (UP) und ist Autorin des Paragrafenwerks, das pünktlich zum Orgullo LGTBI, dem Christopher Street Day in Spanien, vorgelegt wurde. Spanien ist damit das 16. Land weltweit, das dies ermöglicht. Auch Dänemark, Portugal, Norwegen, Griechenland, Argentinien, Brasilien und Costa Rica erkennen die Angleichung des Geschlechts an.

Sobald das Gesetz vom Parlament verabschiedet worden ist, braucht jede:r, der oder die sein Geschlecht angleichen lassen will, nur aufs Amt zu gehen und den entsprechenden Eintrag abändern lassen. Wer älter als 16 Jahre ist, geht alleine; bei 14- bis 16-Jährigen müssen die Eltern mit. Es sind keine Gutachten, ärztlichen Atteste oder Hormonbehandlungen mehr erforderlich.

Nach drei Monaten ist ein zweiter Ämtergang notwendig, um die Entscheidung zu bestätigen. Dann wird der neue Personalausweis ausgehändigt. In 12 der 17 spanischen Regionen ist eine Änderung des Namens auf der Krankenversicherungskarte sowie im Schulsystem bereits jetzt möglich – allerdings nur, wenn eine Hormonbehandlung zur Geschlechtsangleichung angelaufen ist.

Teil der Frauenbewegung rebelliert

Kein Gesetz war in der Linkskoalition unter Pedro Sánchez aus seiner sozialistischen PSOE und UP so umstritten wie das Trans-Gesetz. Die stellvertretende Regierungschefin Carmen Calvo, die PSOE-Beauftragte für Gleichstellung, machte sich im Kabinett zum Sprachrohr eines Teiles der Frauenbewegung, der gegen die unkomplizierte Geschlechtseintragsänderung ist.

Frau zu sein sei keine Gefühlssache. „Wenn das Geschlecht verneint wird, wird die Ungleichheit geleugnet, die aufgrund einer biologischen Tatsache entsteht und nachweisbar ist“, heißt es in einem Argumentationspapier der PSOE.

Ein Teil der Frauenbewegung – über 50 Gruppierungen – sieht dies ähnlich. Sie riefen am vergangenen Wochenende zu Demonstrationen auf und forderten dort den Rücktritt von Gleichstellungsministerin Montero. „Geschlecht und Gender dürfen nicht verwechselt werden“, warnt ein Kommuniqué unter dem Titel „Somos Feministas“ (Wir sind Feministinnen). Sollte Frau sein zur einfachen Wahloption werden, fürchten sie um die Errungenschaften im Kampf für Gleichstellung und gegen sexualisierte Gewalt.

„Frauen sollen weiterhin die von ihnen eroberten sicheren Räume wie Umkleidekabinen, Toiletten, Pflegeheime oder Gefängnisse genießen“, heißt es. Der Text spricht von „Männern, die sich selbst als Frau ausweisen“, und verlangt, dass Geschlechtsangleichungen die „Ausnahme bleiben, wenn dies durch eine von Fachleuten bescheinigte Dysphorie oder Geschlechtsinkongruenz gerechtfertigt ist“.

150.000 Euro Strafe

Aus der Trans-Community wurden daraufhin Rufe laut, die PSOE sowie Teile der Frauenbewegung vom Marsch zum Orgullo LGTBI Anfang Juli auszuschließen.

Neben der freien Geschlechtsbestimmung garantiert das neue Gesetz auch den Zugang zu „Unterstützung für Trans-Personen mit der Fähigkeit, schwanger zu werden“, das Recht, als Elternteil anerkannt zu werden, wer eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft mit einer Mutter unterhält, sowie die Bestrafung sogenannter „Umerziehungstherapien“, die Homosexualität „heilen“ sollen, mit bis zu 150.000 Euro Bußgeld.

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5 Kommentare

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  • 1G
    14231 (Profil gelöscht)

    Ich bin mal gespannt, wie sich der spanische Hochleistungssport im weiblichen Segment der kommenden Jahre entwickelt. Mit 16 Jahren sind junge Sportler mental noch ausreichend ungefestigt um sich von ehrgeizigen Trainern, vielleicht auch Eltern, einreden zu lassen, wie sehr es sich sportlich lohnen könnte, das Geschlecht zu wechseln.

    Grundsätzlich frage ich mich, wozu es gut sein soll, Menschen in so einem unreifen Alter die Möglichkeit zu geben, einen solch folgenreichen Eingriff in die körperliche Entwicklung vorzunehmen. In der Pubertät haben viele Jugendliche ein Problem mit ihren körperlichen Veränderungen. Eine Geschlechtsumwandlung kann da leicht als ein Mittel missverstanden werden, mit diesen temporären Irritationen klarzukommen, das stattdessen aber dauerhafte psychische Probleme herbeiführen kann.

  • "Wenn das Geschlecht verneint wird, wird die Ungleichheit geleugnet, die aufgrund einer biologischen Tatsache entsteht und nachweisbar ist" - wen interessieren denn heutzutage überhaupt noch Tatsachen?

  • Wo sind denn Pflegeheime sichere Orte für Frauen? Also, nicht, dass sie besonders gefährlich für Frauen sind, aber die Wohnbereiche sind ja gemischtgeschlechtlich und normalerweise gibt es heute Einzelzimmer oder sogenannte Ehegattenzimmer (die ein Zimmer oder zwei verbundene Zimmer darstellen können). Meines Wissens gibt es außer das eigene Einzelzimmer, das meist NICHT abschließbar ist, und ggf. noch das dazugehörige Bad (aber auch nicht immer!) KEINEN Raum im Pflegeheim, zu dem ausschließlich Frauen Zutritt haben. Es kommt sogar vor, dass sich zwei Zimmer ein Bad teilen, und jeweils ein Mann und eine Frau, die sich vorher nicht kannten, in diesen Zimmern wohnen. Ist eine Person davon dement, kann auch schon mal eine fremde Frau oder ein fremder Mann im Zimmer stehen, weil man die falsche Badezimmertür gewählt hat.



    Und Privatsphäre ist dort auch sehr begrenzt, Pflegekräfte oder theoretisch Bewohner und Besucher können jederzeit ins Zimmer kommen, man kann sich also nicht mal eben kurz im Zimmer umziehen. Selbstbefriedigung und Ähnliches sollte man auch in die tiefe Nacht legen, wenn die Nachtschicht gerade das Zimmer verlassen hat. "Sichere Räume für Frauen" sehe ich nicht besonders.

  • Wow! die spanier sind echt mutig und Fortschrittlich, im Gegensatz zu DE leben wir Transmenschen in einen rückständigen Schlafland. Wenn man bedenkt das das in Spanien passiert. Ist DE ein Erzkonservatives Rückständiges Land.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Helen :

      Na dann, auf nach Spanien!