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corona in bremen„Jeder wollte einen Hund haben“

privat

Gaby Schwab

ist seit mehr als 15 Jahren Pressesprecherin des Bremer Tierschutz-vereins.

Interview Lukas Door

taz: Frau Schwab, wird das Bremer Tierheim mit Ende des Homeoffice bald überfüllt sein?

Gaby Schwab: Das Bremer Tierheim hat schon seit etwa drei Wochen einen Aufnahmestopp, weil wir so voll sind. Das hat aber mehr mit dem illegalen Hundehandel aus der Coronazeit zu tun als mit Abgabetieren. Im Moment können wir nur Notfälle aufnehmen. Aber es ist natürlich zu befürchten, dass noch viele Leute ihre Tiere loswerden wollen.

Weshalb hat der illegale Hundehandel in der Pandemie so zugenommen?

Jeder wollte einen Hund haben. Der Hundeboom war in aller Munde. Leider handelten viele Menschen unüberlegt, weswegen wohl einige Hunde wieder abgegeben werden. Die Hunde, die wir hingegen vermittelt haben, bleiben auch bei ihren Besitzern, weil wir eben vorher prüfen, was mit den Tieren nach Corona und Homeoffice passiert.

Ihre Überfüllung kommt also nicht von Abgaben?

Nein, unsere Überfüllung kommt aus Sicherstellungen, hauptsächlich von Fällen aus dem illegalen Hundehandel, die aufgeflogen sind. Diese Tiere kommen dann erst einmal zu uns, können aber erst weitervermittelt werden, wenn die rechtlichen Verfahren abgeschlossen sind.

Was sind die größten Missstände?

Die Hunde sind meist in einem katastrophalen Zustand. Häufig werden sie viel zu früh von der Mutter entfernt oder nicht vernünftig aufgezogen. Oft sind sie auch nicht richtig geimpft. 90 Prozent der Welpen aus illegalem Welpenhandel sind krank. Da kommen dann immense Tierarztkosten auf einen zu. Dessen muss man sich bewusst sein.

Wird bei der Hundebeschaffung also zu kurzsichtig gehandelt?

Ja! Die Leute, die wirklich einen Hund haben wollen, gehen zum Tierheim oder zu anderen Tierschutzorganisationen. Die prüfen, wie die Situation für die Hunde wäre und ob diese Menschen den Hund langfristig pflegen können. Diejenigen, die bei diesen Stellen keinen Hund bekommen, kaufen ihr Tier dann stattdessen bei eBay und Co. Und diese Tiere kommen zum Großteil aus illegalem Handel.

Wie schützt man diese illegal gehandelten Tiere?

Indem man sie auf gar keinen Fall kauft. Dann haben die Händler auch keinen Markt.

Fehlt die Aufklärung über dieses Thema?

Es fehlt nicht die Aufklärung, sondern die Empathie. Man will in den Urlaub oder die Kinder müssen zurück in die Schule und mit einem Mal ist der Hund nicht mehr wichtig. Gerade für Hunde ist es schlimm, das Zuhause zu verlieren. Hunde sind Rudeltiere, die gehören in die Familie. Und leider kann man noch so viel aufklären – vielen ist das schlichtweg egal.

Bei weiteren Fragen an den Bremer Tierschutzverein: ☎0421-35 11 33

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