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Betriebe backen kleine Brötchen

Es gibt dieses Jahr noch fast so viele offene Ausbildungsstellen wie Be­wer­be­r*in­nen darauf. Unternehmerverbände reagieren nervös – ein Ausbildungsgipfel soll helfen

Dieser Bäckerbetrieb hat einen Auszubildenden gefunden Foto: Jens Büttner/dpa

Von Lotta Drügemöller

Unternehmen im Land Bremen fürchten, dieses Jahr nicht alle ausgeschriebenen Ausbildungsplätze besetzen zu können. Zum ersten Mal habe selbst Mercedes zu wenige Be­wer­be­r*in­nen im Recruiting-Prozess, erzählt Kristina Vogt (Die Linke). Ein sogenannter Ausbildungsgipfel soll nun helfen: Ver­tre­te­r*in­nen von Handels- und Handwerkskammer, der Arbeitsagentur, der Gewerkschaft und der Arbeitnehmerkammer haben am Mittwoch gemeinsam mit der Wirtschaftssenatorin getagt.

Dabei klingen die Zahlen wenig dramatisch: 1.900 Ausbildungsstellen in Bremen und Bremerhaven sind noch offen – und es gibt 2.000 Be­wer­be­r*in­nen ohne Ausbildungsplatz. Zu einer echten Ausbildungskrise kam es dagegen 2020 – die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge sank auf ein historisches Tief. Schuld waren im ersten Coronajahr aber nicht die fehlenden Bewerber*innen, sondern die fehlenden Ausbildungen, erinnert Ingo Schierenbeck als Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer.

Das ausgeglichene Verhältnis zwischen Be­wer­be­r*in­nen und Stellen in diesem Jahr scheint dagegen ein Luxusproblem. Doch nicht immer passten Anforderungsprofil und Be­wer­be­r*in­nen zueinander, klagen Arbeitgeber. Gerade in den Handwerksberufen seien die Anforderungen mit der Digitalisierung gestiegen, sagt ­Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. „Wir brauchen auch Abiturienten“, so Meyer. Einige kleinere Betriebe hätten „kaum oder gar keine“ Bewerbungen bekommen.

Neben einem allgemeinen Imageproblem von Ausbildungen seien im Coronajahr weitere Schwierigkeiten hinzugekommen: Berufsorientierung konnte fast nur digital ablaufen. Praktika sind in vielen Fällen ganz weggefallen. Ein wenig bleibt das Ziel des Gipfels trotzdem im Floskelhaften: Die versammelten Wirtschaftsvertreter wollen „das Thema stärken“ und „mehr Jugendliche gewinnen“. Man müsse „die Instrumente schärfen“, heißt es.

„Es braucht eine Sozialberatung für Auszubildende“

Ingo Schierenbeck, Arbeitnehmerkammer

Tatsächlich nutzt Bremen schon einige konkrete Instrumente. Alle Schul­ab­gän­ge­r*in­nen wurden dieses Jahr von der Jugendberufsagentur angeschrieben oder angerufen. 50 Be­rufs­be­ra­te­r*in­nen stehen bereit, um telefonisch Fragen zu beantworten. Und: Bremen hat im letzten Jahr 52 Millionen Euro von EU und Bund eingeworben, die in die Stärkung der Ausbildung fließen sollen.

Ideen dafür, wo Geld gebraucht würde, um Ausbildungen tatsächlich attraktiver zu machen, bringt vor allem die Arbeitnehmerseite ins Gespräch: Ingo Schierenbeck von der Arbeitnehmerkammer fordert moderner ausgestattete Berufsschulen. Und: „Es braucht eine Sozialberatung für Auszubildende.“ Die könnte etwa Nachhilfe vermitteln, bei psychischen Problemen beraten und auch bei Konflikten mit dem Betrieb vermitteln. „Für Studierende ist all das schon selbstverständlich“, sagt Schierenbeck.

Annette Düring sieht die Probleme für die oft erfolglose Suche der Unternehmen bei ihnen selbst: „Alle wollen alles schon fertig“, sagt die Vorsitzende des DGB Bremen/Niedersachsen. „Aber die Ausbildung ist eine Lehrzeit, eine Lernzeit.“ Momentan bilden nur 22 Prozent der Betriebe aus. „Bedarf an Fachkräften haben aber die anderen auch“, sagt Düring.

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