Neue Musik aus Berlin: Vorgetäuschte Orgasmen
Die erste EP des Duos Das Beat ist ein Höhepunkt des Berliner Popjahres. Über die großen Themen der Zeit singen die beiden auch.
E ddie Rabenberger, die Sängerin des Duos Das Beat, hat schlechte Nachrichten für von sich selbst überzeugte Liebhaber zu überbringen. „I pour water in your wine of enthusiasm/when I tell you that I fake my orgasm“, singt sie im Song „Bubble“ in einem lustigen Englisch, dem man den deutschen Zungenschlag sehr deutlich anhört.
Hüpfende Synthie-Beats ertönen, ein Stöhner wird eingespielt, Rabenberger wechselt zwischendurch ins Deutsche und singt ein Loblied auf die Masturbation – um so von den Selbsttäuschungen und Lebenslügen ihres Lovers zu erzählen: „I know it means trouble/to kick you out of your bubble“.
Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.
Vorgetäuschte Orgasmen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die erste EP von Das Beat ein Höhepunkt des Berliner Popjahres ist (entschuldigen Sie die Kalauer); auf ihr sind vier simple (Eighties-)Popsongs mit deutschen und englischen Texten zu hören, die allesamt Mitwipp-Qualitäten aufweisen.
Gegründet hat sich Das Beat während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020, als sich die Schauspielerin Rabenberger und der kanadische Musiker Alex „Agor“ Kerby (der auch bei der Band Blue Hawaii spielt) zusammenfanden und offenbar ihre gemeinsame Vorliebe für Synth-Pop entdeckten.
Das Beat: „Identität“ (Arbutus Records), dasbeatofficial.bandcamp.com
Über die großen Themen der Zeit singen die beiden auch: „Identität“ heißt die erste Single. In dem Song wird diese Kategorie dabei erfreulicherweise als etwas Fluides und Hybrides verstanden, Rabenberger singt unter anderem: „So viele Gesichter in Dir/ Du kannst sein wer du willst/ jeden Tag jemand anders“. Der Song klingt nach NDW, stellenweise auch nach den B-52s.
Während die beiden genannten Stücke nach vorne gehen, ist „Ariadne“ balladesker, softer und irgendwo zwischen Singer-Songwriter und New Wave/New Romantic anzusiedeln, „Jackie“ dagegen hat mich mit der getragenen Gitarren-Tonfolge von der Stimmung an Velvet Underground & Nico erinnert. Also jede Menge Potenzial ist vorhanden. Und Vorlieben für verschiedene Stile auch – auf weitere Veröffentlichungen darf man gespannt sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
113 Erstunterzeichnende
Abgeordnete reichen AfD-Verbotsantrag im Bundestag ein
Bürgergeld-Empfänger:innen erzählen
„Die Selbstzweifel sind gewachsen“
Ein-Euro-Jobs als Druckmittel
Die Zwangsarbeit kehrt zurück
Aus dem Leben eines Flaschensammlers
„Sie nehmen mich wahr als Müll“
Vorgezogene Bundestagswahl
Ist Scholz noch der richtige Kandidat?
Demokratie unter Beschuss
Dialektik des Widerstandes