heute in bremen: „Man muss seine Gongs gut kennen“
Peter Heeren 56, Komponist, Kantor und Gongspieler, beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit Gongs und ihren Klangwirkungen.
Interview Jasmin Koepper
taz: Herr Heeren, können Gongs mehr als nur einen Ton spielen?
Peter Heeren: Ja. Aber man kann vor allem mehr als nur eine Klangfarbe spielen. Aus den Gongs, die ich spiele, kann ich unterschiedliche Obertöne hervorlocken und dadurch die Klangfarben gestalten. Natürlich kommt es auch auf die Größe und das Material des Schlegels an. Wenn man zum Beispiel auf dem Gong reibt, dann lassen sich ganz verschiedene Tonhöhen erzeugen.
Ist es kompliziert einen Gong zu spielen?
Man muss seine Gongs gut kennen. Aber wenn ich ehrlich bin: Manchmal fragen mich Besuchende, die das noch nie gemacht haben, ob sie den Gong spielen dürfen. Ich stimme zu. Und ich könnte dahinschmelzen, wenn ich ihnen zuhöre. Der Gong an sich ist schon ein fantastisches Instrument. Um ein Gongkonzert geben zu können, muss man natürlich auch Dramaturgie und Spannung erzeugen können. Angelehnt an Beuys würde ich sagen: Jeder Mensch ist ein Gongspieler.
Was unterscheidet den Gong von anderen Instrumenten?
Vor allem die Klangfarbe. Mit Gongs kann man fast alle Obertöne erzeugen und die Töne klingen sehr lange nach. Man kann laut spielen, ohne aufdringlich zu sein. Man kann auch sehr feine Klänge herausbringen. Die Gongs schallen und jubeln, sie donnern und gleißen. Man bekommt Assoziationen und hat zum Beispiel eine große Landschaft vor Augen. Also Gongs sind etwas ganz Besonderes. Man hat so eine große Bandbreite an Möglichkeiten.
Was erwartet jemanden, der Ihr Konzert besucht?
Ich mache heute eine Gestaltanalogie zu unserem Sonnensystem mit zehn Gongs für die Sonne und neun Planeten, Pluto mit eingerechnet. Damit mache ich das Sonnensystem begreifbar. Also ich versuche eine Perspektive zu zeigen, wie das Sonnensystem sich darstellt.
Gongkonzert „die planetarische Gongsymphonie“: 19Uhr, Überseewiese, Eintritt frei, Spende willkommen. Anmeldung: gongkonzert@web.de
Wie kommen Sie auf die Gestaltanalogie zum Sonnensystem?
Das ist ein Urbild, was sich durch 3.000 Jahre Philosophiegeschichte zieht. Menschen suchten seit jeher die Schönheit in der Schöpfung und in den Himmelskörpern. Durch den Verlauf der Planeten in unterschiedlichen Sphären wurde ein Tonsystem entwickelt. Man spricht auch von dem Gesang der Planeten oder Sphärenmusik.
Haben Sie direkt mit der Gongmusik angefangen?
Zuerst war ich wie jeder Junge im kirchlichen Posaunenchor. Dann habe ich auch noch Kirchenorgel gelernt. In meinem Studium der Kirchenmusik und Komposition bin ich mit der Mikrophonie 1 von Karlheinz Stockhausen in Berührung gekommen. Und seitdem hat mich der Gong nicht mehr losgelassen.
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