piwik no script img

Boom in Sicht

Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal stärker eingebrochen, als die Statistiker erwartet hatten. Trotzdem sind Ökonomen zuversichtlich

Von Felix Lee

Der Einbruch war heftiger, als die Statistiker erwartet hatten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ist die deutsche Wirtschaft für den Zeitraum von Januar bis März im Vergleich zum Vorquartal um 1,8 Prozent geschrumpft. In seiner ersten Schätzung von Ende April hatte das Bundesamt noch einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,7 Prozent angegeben.

Preisbereinigt war das Bruttoinlandsprodukt im Vorjahresvergleich gar 3,4 Prozent niedriger als im ersten Quartal ein Jahr zuvor. Gegenüber dem vierten Quartal 2019, dem Quartal vor Beginn der Coronakrise, schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 5 Prozent. Besonders deutlich hätten sich die Einschränkungen zur Eindämmung der Coronapandemie bei den privaten Konsumausgaben bemerkbar gemacht, erklärten die Statistiker. Sie lagen um 5,4 Prozent niedriger als im Quartal zuvor.

Ökonomen sehen dennoch keinen Grund zur Sorge. Denn Besserung ist in Sicht. Der Ifo-Geschäftsklimaindex, einer der wichtigsten Frühindikatoren für die konjunkturelle Entwicklung, kletterte im Mai auf 99,2 Punkte und damit auf den höchsten Wert seit zwei Jahren. „Die deutsche Wirtschaft nimmt Fahrt auf“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Besonders der Dienstleistungssektor stehe vor einem Boom. Die Erwartungen im Bereich Tourismus und Gastgewerbe seien im Mai geradezu explodiert, sagt Ifo-Experte Klaus Wohlrabe: „Hier gibt es Hoffnung auf ein gutes Sommergeschäft.“

Auch Sebastian Dullien, Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), rechnet bereits für das laufende Quartal mit einem kräftigen Plus beim Privatkonsum und einem spürbaren Zuwachs im Bruttoinlandsprodukt. In der zweiten Jahreshälfte dürfte sich das Wachstum dann noch kräftiger beschleunigen. Denn dann würden viele Haushalte die aufgestaute Nachfrage nachholen. „Nach unseren Berechnungen haben die deutschen Privathaushalte im vergangenen Jahr rund 100 Milliarden Euro mehr gespart, als das ohne Pandemie der Fall gewesen wäre“, so Dullien. Ein Teil davon dürfte dann in zusätzlichen Konsum fließen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen