Die Wochenvorschau für Berlin: Harte Lockerungsübungen
Diese Woche entscheidet sich, ob Berlin doch noch wie Brandenburg Regelunterricht für Schüler anbietet. Protestiert wird gegen die A 100.
Durchaus gewittrig könnte die Stimmung derweil am Dienstagvormittag in der Senatssitzung ausfallen (bevor man dann mittags mit wieder aufgeräumten Gesicht vor die Presse tritt): Die Koalition will den Zeitplan für die nächsten Lockerungsschritte beschließen, und da gibt es Knatsch.
Der Hauptstreitpunkt: die Schulen. In Brandenburg sind die ab dieser Woche wieder im Präsenzbetrieb, mit vollen Klassen und ohne Homeschooling. Die Berliner Grünen finden das gut, verweisen auf die rasant sinkende 7-Tage-Inzidenz auch in der Hauptstadt und erinnern an erschöpfte Eltern und das Kindeswohl.
Der Regierende in Berlin und seine Bildungssenatorin wollen die Schulen – eine Inzidenz von zuletzt stabil unter 50 hin oder her – aber vorerst im Wechselunterricht belassen und verweisen auf die nahenden Sommerferien (die in Brandenburg allerdings genauso früh beginnen). Übersetzt heißt die Botschaft: Liebe Kinder (und Eltern), stellt euch nicht so an, die paar Tage schafft ihr jetzt auch noch. Gut, weder Michael Müller noch Sandra Scheeres haben noch eine Abgeordnetenhauswahl zu gewinnen im Herbst, und insofern kann man sich diese Position vielleicht leisten. Wobei: SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey ist für schnelle Schulöffnungen.
Bei den Hotels und Restaurants wiederum erwägt die rot-rot-grüne Koalition, nicht erst am 18. Juni zu öffnen, wie es der bisher beschlossene Stufenplan vorsieht, sondern bereits am 14., vielleicht gar schon am 11., die Hotelbetten wieder freizugeben. Auch da ist Berlin im Vergleich zu anderen Ländern eher vorsichtig. Hamburg etwa macht ab Dienstag wieder für BesucherInnen auf, und sogar das ultravorsichtige Mecklenburg-Vorpommern öffnet seine Landgasthöfe bereits wieder zum 11. Juni. Sie bleibt also spannend, die wöchentliche Corona-Lockerungsgymnastik.
Wer mal wieder woanders rumturnen will: Am Samstag geht es mit mehreren dezentralen Aktionen bundesweit und auch in Berlin gegen die Autoindustrie und damit fürs Klima. Das Aktionsbündnis Sand im Getriebe, ein Zusammenschluss mehrerer verkehrs- und klimapolitischer sowie globalisierungskritischer Gruppierungen, trommelt zum Protest für autofreie Städte und gegen den Autobahnbau – in Berlin geht es auch gegen die umstrittene Finalisierung der A100 zwischen Treptower Park und Sonnenallee.
Eine (sehr kurze) Fahrraddemo startet um 12.30 Uhr vom Verband der Autodindustrie am Bebelplatz und fährt die paar Meter bis zum Kanzleramt. Eine weitere Fahrrademo startet um 18 Uhr an der Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg. Vielleicht zieht bis dahin ja auch der Sommer in die Stadt ein.
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