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Neue Projektraum-Ausstellung in BerlinIn Comic-Kontakt mit Yirui Jia

Im Schaufenster des Kunstverein WerkStadt in Neukölln wohnen derzeit Skulpturen von Yirui Jia: Figuren aus Alltagsmaterial mit großer Persönlichkeit.

Yirui Jia, „Transplant (Self portrait)“, zu sehen im WerKStadt Projektraum Foto: Yirui Jia

Sie tragen Handtäschchen und karierte Halstücher, Badekappen auf dem Kopf und Trompeten unterm Kinn. Und sind dabei herrlich amorph. Yirui Jias Figuren haben derartig Persönlichkeit, dass man sie direkt mit Haustieren verwechseln könnte, und zwar mit solchen denen man auf Augenhöhe begegnet.

Besonders gut geht diese transhumane Kontaktknüpfung derzeit in der Ausstellung „Furrytale“, zu der der Neuköllner Kunstverein WerkStadt die Künstlerin für Nummer 7 der Reihe „Simulacrum“ in seinen Projektraum eingeladen hat. Besser gesagt in die Schaufenster.

Das Glas tut der Begegnung keinen Abbruch, vielmehr verstärkt es den Impuls, mit den Wesen zu kommunizieren und sei es nur, indem man sie in imaginäre Comic-Plots verwickelt. Ein Genre, das sich auch auf Yirui Jias Gemälden in starken Farben andeutet, die von ebenso lebhaften, wie ulkigen Wesen bewohnt sind. Ein Besuch auf der Instagram-Seite der Künstlerin (yirui_jia) lohnt sich.

Wie dieser zweidimensionalen Welt entsprungen wirken ihre Skulpturen. Das Schmunzeln beim betiteln des edelstahlschwammartigen Exemplars „Transplant (self portrait)“ sieht man der Figur dann auch förmlich an. Ein Bein ist merklich dünner, das weite blaue Hemd ist hinter den Teddy geklemmt, den sie auf der Brust vor sich her trägt. Flauschige und hölzerne Fortsätze ragen aus der Figur. Ersatzärmchen, die sie dem Gegenüber entgegenstreckt und doch für sich behält.

Alltag vor dem Fenster

Die Gestalt names „It Girl“ wiederum, die im Fenster zur Ilsestraße ihren Hals empor reckt, schaut einen aus ihren grünen Gurkenaugen an. Ohne mit der Wimper zu zucken, breitet sie die leeren Hemdsärmel aus und nimmt ihren Platz auf dem Sockel ein. Sie sitzt einfach. Mit Duschhaube auf dem Kopf. Und schaut. Wie eine Katze, die stundenlang aus dem Fenster gucken kann, ohne dass ihr langweilig wird.

Für ihre Skulpturen arbeitet die Künstlerin mit Alltagsgegenständen und gefundene Materialien wie Socken, Hemden, Fasern, Draht oder Sperrholz. Ebenso spontan und souverän reagiert sie auch auf den Ausstellungsort Schaufenster. Als „kleine räumliche Kabinette und Rahmen“ nutzt sie den Zwischenraum vor dem Glas, wie Jule Böttner im Text zur Ausstellung ganz trefflich schreibt. Man könnte auch sagen, wie Panels in einem Comic.

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4 Kommentare

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  • Wunderbarer Beitrag!



    Morgen soll es ja in Börlin wärmer werden.



    Die Wärme steigt beim Betrachten der Bilder schon jetzt in mir auf.



    Supi(muß sein)- Bilder!



    Auch die" untergeordneten" Buchstaben ...Im Schaufenster....- wohnen-.. So muß es sein!



    Also das" It Girl" erzeugt, ruckartig, gute Laune. Die steigt auch noch, je länger ick draufschaue.(Badekappe)



    .. Ohne mit der Wimper zu zucken...-hier hat jemand*in Spaß am Job!

    Um das noch zu steigern habe ich(was wäre ich..) bisken gesucht.



    Auch wenn es noch eine weitere Yirui Jia gibt-Passt-!



    Da war es dann im positiven Sinne ganz aus.

    Ingwerwurzelzehen



    www.youtube.com/watch?v=C8AHXdIU2fQ

    Niemand kann die Absicht haben, den Sonnabend noch zu toppen!

    • @Ringelnatz1:

      Nochmal1:

      Jetzt habe ich wieder auf" It Girl"-Baby geschaut und finde, ich spüre die Zärtlichkeit beim Aufsetzen der Duschhaube und auch das Anbringen d. grünen Augen oder das Drapieren dieser Designerbluse. Gefüühl!



      PS



      Nicht nur Katzen.



      Auch ich, konnte stundenlang neben Uroma auf's Fensterkissen gelehnt aussem Fenster schauen.

      • @Ringelnatz1:

        Ohne zu denken - …isses beim Bund -



        Die Staber-Prüfung! 🪖 🪖 🪖 -



        Gwücklunsch - 🤣 - wa!

        • @Lowandorder:

          Na, Jott sei Dank,

          icke bin nich allene, inne Forum.



          Et jeht weiter, immer weiter!



          ;-)



          Ein Lied, zwo, drei, vier...



          Pfeift in Kisrata der Pirol...



          (und wenn es das Letzte is, was ick höre)