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Karstadt-Konzern versendet Chefs

Neckermann und Quelle bremsen den Vorstandsvorsitzenden Thomas Middelhoff auf seinem Sanierungskurs. Deshalb müssen jetzt weitere Manager gehen. Und ihnen werden wohl auch noch Mitarbeiter aus dem Versandhandel folgen

VON STEPHAN KOSCH UND KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Die Sanierung des KarstadtQuelle-Konzerns kostet weitere Jobs. Sicher ist, dass drei Vorstände aus der Versandhandelssparte (Quelle/Neckermann) ihren Posten verlieren. Wie viele Mitarbeiter sonst noch gehen müssen, ist offen, sagte Vorstandsvorsitzender Thomas Middelhoff gestern in Frankfurt. Mit den Arbeitnehmervertretern soll bis Oktober „ein Programm zur nachhaltigen Zukunftssicherung“ ausgehandelt werden. Derzeit arbeiten rund 12.000 Frauen und Männer im Universalversand in Deutschland.

Middelhoff hat sich für den radikalen Kurs entschieden, weil die Probleme im Versandhandel offenbar größer sind als bisher angenommen. Im ersten Quartal sank der Umsatz dort bereits um 9,5 Prozent. Auch im ersten Halbjahr lag der Versandhandel unter Plan. Deshalb wird KarstadtQuelle in diesem Jahr rund 150 Millionen Euro weniger verdienen als vorgesehen. Diese Ankündigung sorgte an der Börse für Aufregung. Die Karstadt-Aktie verlor bis zum frühen Abend knapp 4 Prozent.

Bereits kurz nach seinem Amtsantritt im Mai hatte Middelhoff den obersten Chef des Versandhandels, Arwed Fischer, und den Finanzvorstand Georg Michael Zupancic gefeuert. Jetzt müssen auch Marketingchef Gebhard Stammler, die für das Ausland zuständige Nathalie Balla und Textilvorstand Peter Wahle gehen.

„Über Jahre hinweg“ seien „Anpassungsmaßnahmen unterlassen worden, die jetzt schnell und konsequent umgesetzt werden müssen“, schimpfte Middelhoff. Die Kosten seien zu hoch, die Prozesse dauerten zu lang und außerdem stimme auch das Warenangebot nicht mehr. 10 Prozent der angebotenen Versandprodukte sollen aus dem Sortiment fliegen. Um die Entscheidungswege abzukürzen, wird der neunköpfige Vorstand der Sparte aufgelöst; Quelle und Neckermann werden zu eigenständigen GmbHs.

Das dürfte Spekulationen über einen möglichen Verkauf des Versandhandels weiter anheizen, obwohl der Konzern solche Absichten zurückgewiesen hat. Gestern kündigte Middelhoff an, dass KarstadtQuelle noch mehr Unternehmensbereiche verkaufen will als geplant – zum Beispiel die Hypothekenbank des Konzerns. Zudem sollen die Forderungen an Dritte versilbert werden.

Manches ist auch schon weg: Die Modekette Wehmeyer und die Karstadt-Fitnesscenter sind bereits verkauft; von den Verkaufsverhandlungen über SinnLeffers und die kleineren Karstadt-Warenhäuser hieß es, sie kämen voran.

Insgesamt will die Konzernleitung mit den Verkäufen nicht nur 1,1 Milliarden Euro bis Ende des Jahres erlösen, sondern weit mehr als 2 Milliarden. Das Geld braucht der angeschlagene Warenhauskonzern, um seine Kredite zurückzuzahlen. 4,4 Milliarden betrugen die Schulden am Ende des ersten Quartals. Und das normale Geschäft blieb zumindest zu Jahresanfang schwierig. Der Umsatz sank um gut 8 Prozent, der Verlust stieg um 1 Million auf über 111 Millionen Euro.

Seit Herbst 2004 ist das Unternehmen in der Krise und konnte nur durch schwierige Verhandlungen mit den Gewerkschaften und Banken gerettet werden. 5.700 Arbeitsplätze sollen bis Ende 2007 gestrichen werden.

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